Greenwald, Glenn: Die globale Überwachung, Textausschnitte aus Kapitel 4 - "Die Gefahren der Massenüberwachung"

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S. 243-246, Wichtigkeit der Privatsphäre und Scheinheiligkeit der staatlichen und nichtstaatlichen Datensammler: "Überall auf der Welt versuchen Regierungen mit allen Mitteln, die Bürger davon zu überzeugen, ihrer Privatsphäre nicht zu viel Bedeutung beizumessen. [...] Privatheit ist eine Grundbedingung dafür, ein freier Mensch zu sein."

S. 251-253, Überwachung als Kontrollinstrument, die sprichwörtliche 'Schere im Kopf': "In den 1970er Jahren erklärte Michel Foucault, das Prinzip von Benthams Panoptikum sei einer der Grundmechanismen des modernen Staates. [...] Der einzelne richtet sich selbst dazu ab, nur noch in eine Richtung zu denken, die erwartet und verlangt wird."

S. 260-261, Methodik der Überwachungsbefürworter: "Die Behauptung, dass eine in die Privatsphäre eindringende Überwachung auf eine Randgruppe beschränkt ist - eine Gruppe von Menschen, die sich etwas zuschulden kommen lassen und es deshalb nicht anders verdient haben -, sorgt dafür, dass die Mehrheit den Machtmissbrauch stillschweigend billigt oder sogar offen gutheißt. [...] Nach Ansicht der Regierung und J. Edgar Hoovers FBI haben sie alle kriminelle Handlungen begangen - sie haben sich in einer Weise politisch betätigt, die die herrschende Ordnung bedrohte."

S. 278-279, Illusion der Nichtbetroffenheit (auch heute): "Natürlich haben pflichtbewusste, treue Anhänger des Präsidenten und seiner Politik, brave Bürger also, die nichts tun, was die Aufmerksamkeit der Mächtigen auf sie lenkt, keinerlei Grund, sich vor dem Überwachungsstaat zu fürchten. [...] Doch egal zu welcher Gruppe man gehört - das Gefühl, nicht betroffen zu sein, ist eine Illusion. Das wird deutlich, wenn man sich anschaut, wie stark die Wahrnehmung der Gefahr staatlicher Überwachung von der politischen Einstellung abhängt. Dann stellt man nämlich fest: Wer gestern noch Beifall klatschte, findet sich vielleicht heute schon unter den Kritikern wieder."

S. 322-323, Psychologisierung abweichender Meinungen (am Beispiel einer Zeitung): "Die New York Times war auch wegweisend bei der Berichterstattung über Chelsea (damals noch Bradley) Manning. Sie betonte, nicht Überzeugung oder sein Gewissen hätten ihn dazu gebracht, so wichtige geheime Daten zu veröffentlichen, sondern eine Persönlichkeitsstörung und psychische Labilität. [...] In Wirklichkeit setzen sowohl die Einhaltung der Regeln als auch der Verstoß dagegen moralische Entscheidungen voraus, und das eine wie auch das andere offenbart etwas Wichtiges über den betreffenden Menschen. Im Gegensatz zu der allgemein verbreiteten Annahme, radikaler Widerspruch sei Zeichen einer Persönlichkeitsstörung, könnte ebenso gut das Gegenteil wahr sein: Angesichts eines schwerwiegenden Unrechts ist die Weigerung, Einspruch zu erheben, Zeichen einer Charakterschwäche oder moralischen Versagens."

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