Organisation einer Demonstration

Aus Freiheit statt Angst!

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HowTo Demo - eine Einführung von Stefan, dem Versammlungsleiter der Frankfurter Demo

Inhaltsverzeichnis

Behördenkontakte, Antragsformulare etc.

Anmeldung

  • Bring die Polizei auf deine Seite.
  • Sei freundlich, aber bestimmt im Kooperationsgespräch mit dem Ordnungsamt und Polizei.
  • Lass dich auf nichts ein, was dir nicht schriftlich zur Auflage gemacht wird.
  • Sag im Zweifel bei nicht klärbaren Fragen, dass auf der Liste oder bei "unseren Hausjuristen" nachgefragen werden musst.
  • Wenn's geht, komm im Anzug zum Koorperationsgespräch, ich denke, das hatte mir weitergeholfen.
  • Infostand:
    • Falls Du einen Infostand planst: melde ihn als Kommunikationsstand an.
    • Falls das Ordnungsamt das nicht anerkennen mag, mach dich frühzeitig schlau, wo man einen Infostand anmelden muß.
    • Bei Infoständen (nicht Kommunikationsständen :) bist du auf die offiziellen Infostandstellflächen beschränkt, nähere Auskunft gibt es beim Anmeldepunkt.
    • Hier in FFM war es das Straßenverkehrsamt der passende Ansprechpartner.
  • Begleitfahrzeug:
    • Wenn Ihr einen Lautsprecherwagen dabei habt, geht vor dem Koorperationsgespräch die Strecke ab und schaut nach, ob ihr überall mit dem Fahrzeug durchkommt.
    • Achtet darauf, den gleichen Wochentag wie die geplante Demo zu nutzen, damit ihr auch Hindernisse durch Märkte etc. mitbekommt.
    • So erspart ihr euch das Schwimmen im Kooperationsgespräch, wenn eure Gegenüber die Route anders legen wollen, "weil man da ja nur schwer durchkommt".

Route

  • Starte an einem leicht find- und erreichbarem Platz mit genug Raum für mindestens 50% der erwarteten Leute.
  • Irgendwo auf der Route sollte ein Stück gerade Hauptverkehrsstraße sein, da kann man tolle Bilder von einem langen Zug schießen.
  • Fußgängerzonen sind prima um Passanten zu erreichen.
  • Etwas Symbolträchtiges für die Abschlußkundgebung ist immer gut.

Durchführung

  • Gib ein paar Ordnerbinden aus, idealerweise an Leute, denen Du vertrauen kannst. Ansonsten achte auf Volljährigkeit der Ordner. Ordner müssen auf dich hören, ansonsten sind sie kontraproduktiv.
  • Halte engen Kontakt zum Einsatzleiter der Polizei. Wenn dieser ernstgenommen und gut informiert wird, klappt alles besser.
  • Redner:
    • Redner sind toll. Allerdings sollte man darauf achten, daß man sich nicht vereinnahmen lässt.
    • Redner von politischen Parteien sollten für unser Anliegen und nicht als Parteirepräsentant sprechen.

Materialien / Werbung

  • Plakate:
    • Ihr solltet welche haben. Vorlagen sind z.B. hier zu finden
    • Werbung im Vorfeld ist klasse.
    • Unis, FHs, Schulen sind klasse Orte zum Plakatieren. Sprecht mit euren ASten und Schülervertretungen.
    • Fragt Geschäfte in der Fußgängerzone, ob sie Plakate aufhängen würden. habt ein Beispiel dabei. Gute Chancen habt ihr bei Buchhandlungen, aber wenn Ihr eh schon unterwegs seid...
    • Kneipen, Clubs, etc. Fragt, ob ihr plakatieren und Infomaterial auslegen dürft. in den meisten Clubs gibt es auch Ständer für eventbezogene Flyer, da sollte was in A4 lang (Folder) oder A6 für vorhanden sein.


  • Sound:
    • Redner sind toll.
    • Noch besser ist, wenn man sie hört.
    • Richtig klasse wird es, wenn man sie auch verstehen kann.
      • In(fast) jeden Fall notwendig: ein Megaphon
      • Bei der Abschlußkundgebung ist eine richtige PA klasse.
        • Noch besser, wenn sie zum Zeitpunkt des Eintreffen des Zuges schon
          • aufgebaut,
          • getestet
          • und funktionsfähig ist.
        • Für ~100€ solltet ihr Micro, Mischpult & Aktivboxen lokal leihen können.
  • Flyer:
    • Flyer sind die Schnittstelle zu den Passanten. Ihr braucht *viele* davon.
    • Wenn ihr glaubt, ihr habt genug Flyer, macht nochmal so viele. ;-)
    • Flyer sollten sowohl an eurem Infostand, als auch auf dem Zug (im Begleitfahrzeug, Rucksäcken etc.) zum "Nachladen" verfügbar sein.
  • Transparente:
    • Schöne/ausgefallene/provozierende Transparente sind die Schnittstelle zur Presse.
  • Stellungnahmen für die Presse:
    • ist prima, wenn jemand darauf vorbereitet ist ein Interview zu geben.
    • Wichtig ist, die Nachricht in wenigen Sekunden zusammenfassen zu können, falls es für das Fernsehen ist.
    • Für's Radio habt ihr evtl. etwas mehr Zeit, aber versucht euer Statement in 1-2 Minuten zu packen.
    • Pressemappen und vorgefertigte PEs für die Printmedien sollten vorhanden sein. Evtl. ist da dann auch mal ein längeres Interview möglich, also Hintergrundwissen vorhalten.

Pressearbeit

Einige Punkte zur besseren medialen Vermarktung einer Demonstration (Tipps eines Kommunikationsprofis).

1. Ort/ Termin

  • Der Demonstrationstag sollte in irgend einer Form einen Bezug zu einer politischen Entscheidungstag oder Woche stehen. Nur dann ist das Thema für die Medien relevant und kann in die aktuelle Berichterstattung eingebaut werden.
  • Der Ort sollte auch einen Bezug zum Thema haben.

2. Demonstrations-Motto

  • Das Demonstrationsmotto sollte eindeutig, kurz und leicht verständlich sein. Auch wenn das Thema komplex ist, muss es auf eine Art „Claim“ reduziert werden. Der Claim muss in erster Linie medienwirksam sein. Das heißt er muss polarisieren und dem „Normalbürger“ verständlich sein – er muss den Bürger in seiner eigenen Lebenswirklich erreichen und berühren. Der Bürger muss verstehen, warum auch er betroffen sein könnte. Mit Claims wie „Vorratsdatenspeicherung“ oder „Stasi 2.0“ erreicht man ausschließlich „Profis“. Die wissen aber schon Bescheid und müssen nicht informiert werden. Dem „Normalbürger“ müssen die Folgen von „Vorratsdatenspeicherung“ verständlich gemacht werden – und das mit einem einzigen Claim. Sehr schwierig.
  • Intern: Es ist sinnvoll, das Demonstrationsmotto im Vorfeld eindeutig festzulegen. Das heißt es muss zunächst intern stringent kommuniziert werden. Alle beteiligten Gruppen sollen sich ermuntert fühlen das Motto in ihren Demonstrations-Kommunikationsmitteln unterzubringen. Das Motto muss in den Webauftritten der Beteiligten als Haupt-Claim auftauchen. Spezifische Unterthemen müssen nachgeordnet auftauchen und dürfen den Haupt-Claim nicht überflügeln. In den Haupt-Claim muss sehr viel Arbeit investiert werden, damit allen relevanten Themen ein Dach gegeben werden kann. „Gegen den Überwachungsstaat“ ist aber ein etwas zu großes Dach.
  • Der Haupt-Claim sollte auf einem großen Banner am Kopf der Demonstration zu lesen sein.

3. Presseankündigung/ Pressemitteilung

  • Die externe Ankündigung der Demonstration muss einheitlich über eine Presseankündigung (wie eine Einladung) vollzogen werden. Auf einer DINA4-Seite muss den Journalisten klargemacht werden, warum es sich lohnt zu kommen. Aus der Presseankündigung ist ersichtlich welche Gruppen mitlaufen werden und was passiert, was es zu sehen gibt. Die Medien und die gesamte Öffentlichkeit sollte gezielt zu einem verabredeten Termin informiert werden.
  • Alle Beteiligten kündigen die Veranstaltung in ihren Kreisen mit dem gleichen Claim und dem gleichen Logo an.
  • Die Presse muss ein oder zwei Tage vor der Demonstration noch mal auf die Demonstration aufmerksam gemacht werden (per Telefon).
  • Die Pressemitteilung wird wie die Presseeinladung zentral formuliert und schon während der Veranstaltung an die Journalisten verteilt. Damit wird die erste Information von den Veranstaltern gesetzt. Unmittelbar nach der Demonstration wird die Pressemitteilung an alle Nachrichtenagenturen und sonstige Medien verschickt.
  • Alle Pressemitteilungen, die nach der Veranstaltung von den beteiligten Gruppen versendet werden, sind idealer Weise aufeinander abgestimmt, so dass das Gerüst der Pressemitteilungen die Kernaussagen enthalten und die spezifischen Forderungen einzelner Gruppen erst im unteren Bereich der Pressemeldung auftauchen.
  • Auf der Veranstaltung muss Pressematerial (Pressemitteilung und andere Informationsmaterialien) gebündelt zur Verfügung gestellt und der Presse in die Hand gedrückt werden.
  • Einer der Organisatoren muss sich für Interviews anbieten.

4. Logo

  • Das Logo oder das „Key-Visual“ muss mit dem Claim entworfen werden und von allen Beteiligten im Vorfeld und auf der Veranstaltung benutzt werden. Das „Key-Visual“ muss den Claim unterstreichen und auch ohne Erklärung verständlich und einprägsam sein. Wichtig ist, es im Vorfeld auf möglichst vielen Websites, Flyern und Veranstaltungsankündigungen zu verbreiten. Für das Logo gelten die gleichen Kriterien wie für den Claim.

5. Medienbild

  • Keiner möchte verhindern, dass verschiedene Gruppen auf der Demo mit Fahnen Präsenz zeigen. Der Veranstalter kann aber trotzdem das Demonstrationsbild in den Medien beeinflussen, weil er das Kopfende des Demonstrationszuges gestalten kann. Deswegen muss er sich genau überlegen welche Banner, Symbole und Schaubilder er dort unterbringt. Klar ist, die Zeitungen und Fernsehsender brauchen ein zentrales Bild, das den Kern der Demonstration symbolisiert – jeder Journalist ist dankbar für ein gutes Bild. Dieses Bild sollte möglichst das Anliegen des Veranstalters transportieren. Bei der Gestaltung ist auf Folgendes zu achten:
    • a) Das Medienbild sollte in irgend einer Form bewegt sein, da nur bewegte Bilder für das Fernsehen interessant sind.
    • b) Das Medienbild muss als Bild ohne weitere Kommentierung das Thema auf den Punkt bringen. Jeder normale Zeitungsleser muss begreifen worum es geht.
    • c) Das Medienbild muss sehr einfach aufgebaut sein. Kleinteilige Details sind auf einem Zeitungsbild und in einer kurzen Fernsehnachrichtenberichterstattung nicht zu erkennen.
    • d) Da es sich um ein ernstes Anliegen handelt, darf das Medienbild nicht oberflächlich und kindlich-verspielt daherkommen – das bildet keine Zeitung ab. Auch dürfen Politiker oder andere Personen nicht persönlich angegriffen oder beleidigt werden.
    • e) Ein Medienbild muss nicht unbedingt groß und grell sein – jede Kamera hat einen Zoom.
    • f) Das Medienbild muss nicht für die Demonstrationsteilnehmer gut zu sehen sein, sondern muss mit der Demonstration als Hintergrund ein gutes, aussagekräftiges Bild ergeben. Bekannte Gebäude wie der Bundestag oder das Brandenburger Tor können auch gut als Hintergrund gewählt werden. Die Fotojournalisten kommen überall hin. Man muss es ihnen nur sagen.

6. Praktische Tipps:

Hier die rein praktischen Tipps, abseits von Medien usw.

1. Sorge dafür, dass an den zentralen Plätzen die Möglichkeit besteht, etwas zu Essen zu bekommen. Das muss nicht viel sein - ein belegtes Brötchen, ein Tee/Cola/Mineralwasser Vielleicht kann man auch eine mobile Suppenküche organisieren oder je nach Witterung z.B. einen spezifischen Stand. Warum? Weil sowohl zu kaltess/regnerisches Wetter als auch zu warmes Wetter schnell zu Frust führen bei jenen, die nicht mit Rucksack etc. zur Demo kommen. Die Geschäfte ringsum sind oft teuer usw. Und ihr wollt ja, dass die Leute auf der Demo bleiben. Bauchläden mit Getränken oder/und etwas zu Essen sind auch praktisch weil sie gleichzeitig Flyer verteilen können usw.

2. Da es immer Leute gibt, die erst später eintrudeln: a) sorge dafür, dass an den zentralen Plätzen Leute sind, die diese Leute aufnehmen können. Das bedeutet, an den Plätzen, an denen Kundgebungen sind, müssen Leute sein, die von weither sichtbar sind. Wichtig ist auch, dass während der Demo fortwährend Leute erreichbar sind (!) per Handy oder Funkgerät, so dass man später Hinzugekommenen sagen kann, wo sich der Zug gerade befindet. Diese Leute müssen jederzeit erreichbar sein, d.h. es dürfen nicht die sein, die für die Presse erreichbar sein wollen.

b) sorge für Stadtpläne. Sie können nur in einer billigen Qualität vorhanden sein, aber wenn jemand später dazustößt, hört "der Zug ist in Straße X" und nicht weiß, wie er hinkommt, dann gehen Leute verloren. Sorgt also für Stadtpläne in Bezug auf die Route an allen zentralen Orten. Tip: Mach pro zentralem Ort einen Infostand auf, das muss nicht viel sein. 1-2 Leute, die Stadtpläne und Infos haben und vielleicht durch eine Luftballontraube o.ä. zu sehen sind. Genauso wichtig: genaue Angaben darüber, wie man zum Demostart kommt, so genau und umfangreich wie möglich. Kalkuliere bei der Anfahrtzeit immer Dinge wie "langsames Gehen" etc. mit ein. Tip: gehe die Strecken der Demo auch mit Leuten ab, die langsam gehen müssen (Gehbehinderte usw.) Auf http://www.openstreetmap.org gibt es Karten unter CC_by-SA Lizenz.

3. Denke auch an die normalen Bedürfnisse wie Toiletten. Gibt es keine Dixitoiletten, dann suche die nächste öffentliche Toilette, schaue wie teuer sie ist usw. und markiere auch die auch dem Stadtplan

4. Sage den Leuten bei der Abschlusskundgebung klar, wie es weitergeht, so dass sie genau wissen, was noch geplant ist (Kundgebung, Schweigeminute usw. usf.) So können sie sich auch zeitlich drauf einstellen. Sorge dafür, dass sie noch einmal auf die Infostände hingewiesen werden bzw. auf ggf. stattfindende Aktionen.

5. Sage vor allen Dingen klar und deutlich wer Du bist (nichts ist blöder als wenn die Leute später raten, wer die Rede gehalten hat)

6. Stelle dich, egal wann die Demo ist, auch auf schlechtes Wetter ein. Praktisch daher: an den zentralen Orten einfach beim Infostand Leute mit Regenschirmen zu platzieren. Denke auch bei den Infoständen daran, dass die Flugblätter beschwert werden müssen usw. ggf. die Flugblätter unter Folie packen und ein paar Leute, die einerseits darauf achten, wer was anschaut, dann gleich das Flugblatt anbieten und Infos geben (ihr merkt: der Infostand ist superwichtig und muss aktiv sein)

7. Habe Visitenkarten dabei. Viele denken "puh, das ist arrogant" ist es aber nicht. Presse, Demoteilnehmer usw. wollen wissen, wer du bist, wenn Du der Anmeldende bist oder sonstwie stärker involviert. Falls Du anonym bleiben willst: suche ggf. Leute, die bereit sind, hier auch nichtanonym aufzutreten, es muss ja sowieso Ansprechpartner für Presse etc. pp geben. Nichts ist blöder als bei Fragen dann erst ein "äh, hast Du was zu schreiben" zu murmeln.

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