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Begriffserklärung

Viele Informationen gibt es auf den RFID-Seiten vom FoeBuD oder auch auf der [ AK-Vorrat-RFID-Wikiseite], ein paar Basisinformationen aber auch hier:

RFID

RFID = Radio Frequency IDentification

RFID-Chips sind kleine integrierte Schaltkreise ("Mikrochips"), die digitale Signale verarbeiten und (je nach Ausführung) digitale Informationen speichern können. Mit Hilfe einer angelegten Antenne (meist eine kleine gewickelte Drahtspule oder eine Spule in Form eines Platinenlayouts) können diese "RFID-Tags" per Funk Kontakt mit RFID-Lesegeräten ("Scannern") aufnehmen und Informationen austauschen. Daher bezeichnet man sie auch als "Funkchips".

Aktive RFID-Chips beinhalten eine eigene Energiequelle (z.B. Batterie oder Kondensator), um den Kontakt via Funk herzustellen. Bei den verbreiteren passiven RFID-Chips ist so eine Batterie nicht nötig, weil der Funkchip die für seine Funktion notwendige Energie via elektromagnetischer Induktion über seine Antenne einfängt und umsetzt.

RFID-Chips können in ihrer Bauart inzwischen äußerst klein, dünn und platzsparend ausgeführt werden, so dass oftmals nicht erkenntlich ist, dass ein solcher Chip vorhanden ist bzw. welchem Zweck er dient.

RFID-Chips können zudem inzwischen äußerst billig eingesetzt werden, so dass sich aus der Sicht der Konzerne sogar der Einsatz zur Kennzeichnung jeglicher alltäglicher Bedarfsprodukte in einem Supermarkt anbietet!

NFC

NFC = Near Field Communication

NFC bezeichnet den Kommunikationsaustausch zwischen RFID-Chip und RFID-Scanner über kurze Distanz. Meistens werden hierbei RFID-Chips mit der Funkfrequenz von 13,56 MHz eingesetzt, die (unter Standardbedingungen!) eine Reichweite von einigen Zentimetern haben.

In NFC-fähigen Handys ist ein aktiver RFID-Scanner eingebaut, der z.B. das Nutzen "berührungsloser" Bezahldienste (siehe Touch&Travel unten) ermöglicht.

Es scheint so, als würden die RFID-Funkchips unter den harmonischer klingenden Begriffen "NFC" und "berührungsloser Zahlungsverkehr" ein Comeback erleben...

girogo

"girogo" ist ein neues Projekt der deutschen Banken, das unter Vorhaltung der Absicht, das Bezahlen von kleineren Geldbeträgen an beim alltäglichen Einkaufen zu beschleunigen, indem in jeder ec-Karte ab bald (im Raum Hannover versuchsweise schon seit Anfang 2012!) einen RFID-Funkchip zu integrieren.

Der integrierte Funkchip soll dann eine kontaktlose Bezahlung von Summen bis zu 20 Euro ermöglichen.

Zu "girogo" haben wir eine eigene umfangreiche Wikiseite eingerichtet.

Bedenken

  • Auslesen von Daten ohne Berührung, Aktivierung oder Bestätigung möglich.
  • Keinerlei Kontrolle über einen Auslesevorgang, das Fehlen jeglicher Spuren oder Protokollierung auf dem Funkchip.
  • Eineindeutige Kennzeichung jedes einzelnen RFID-Chips möglich. So kann mit Hilfe anderer Daten (z.B. über die Information, wer welches Produkt mit welchem RFID-Chip eingekauft hat) die Erzeugung reichhaltiger Bewegungsprofile ermöglicht werden.
  • ...

Öffentlichkeit

Seit der Verleihung eines Big-Brother-Awards 2003 an die Metro-Gruppe, die heimlich RFID-Chips in Kundenkarten implantiert hatte, schwelt das Thema RFID meist jenseits der öffentlichen Wahrnehmung.

Die RFID-Technik entwickelte sich dank mächtiger Lobbyarbeit technisch enorm weiter und hielt im großen Stil Einzug in den Bereich von Lagerlogistik und Produktion.

Erst um etwa 2010 begannen einzelne Unternehmen damit, RFID-Chips z.B. in hochwertigen Textilien einzusetzen (z.B. Gerry Weber). So erhielt dann auch eines dieser Unternehmen, die "Modemarke Peuterey" in 2011 einen weiteren Big-Brother-Awards für die besonders perfide Anwendung der Funkwanzen.

Mini-Demo am 30.6.2012

Passend zur angekündigten "Roadshow" des girogo-Konsortiums haben wir zu einem kleinen Protest gegen girogo und RFID-Chips in unseren Alltagsgegenständen aufgerufen und diese Demonstration auf dem "Privatgrundstück" der hannoverschen Passarelle erfolgreich angemeldet.

Europa

Auf europäischer Ebene gibt es weitreichende Bemühungen, den Einsatz von RFID-Chips grundlegend zu regeln. Aufgrund komplexer Interesseneinflüsse liegt aktuell allerdings noch kein EU-Kommissions-Vorschlag für eine entsprechende EU-Richtlinie vor. Das Aufgabengebiet der damit beauftragte Kommissionseinheit wird nach einer Unbenennung inzwischen als "Internet of things" bezeichnet.

Funkchips in und um Hannover

Personalausweis und Reisepass

Seit dem 1.11.2005 werden alle in Deutschland beantragten Reisepässe zwangsweise mit einem RFID-Chip, auf dem neben den auch sonst lesbaren persönlichen Daten auch biometrische Gesichtsmerkmale sowie die digitalen Kenngrößen der Fingerabdrücke der beiden Zeigefinger des Passinhabers gespeichert.

Seit dem 1.11.2010 gilt das genau so für alle ab diesem Zeitpunkt beantragten Personalausweise, nur dass die Abgabe der Fingerabdrücke "freiwillig" bzw. optional erfolgt.

Touch&Travel der Deutschen Bahn

In 2008 begann die Deutsche Bahn AG mit der Pilotphase ihre "Touch&Travel"-Projekts.

Zu dieser Frühphase wurden alle vom ICE mit einem Halt gewürdigten Bahnhöfe von Berlin bis Hannover mit so genannten "Touchpoints" ausgerüstet - schmalen (passiven) Schildern, die einen RFID-Chip beinhalten.

Der dieser Technik geneigte Bahnkunde kann sich nun (selbstverständlich erst nach vorheriger Anmeldung im Online-Portal der DB) mit einem NFC-fähigen Handy ausgestattet bei Besteigen des Zuges durch elektronisches Einchecken via Handy und Touchpoint das vorherige Kaufen eines Bahntickets ersparen. Verlässt er den Zug, so loggt er sich gleichermaßen wieder aus und der daraus resultierende Fahrpreisbetrag wird automatisch von seinem Konto abgebucht.

Tücke des Systems

Ende November 2011 wurde durch ein vom AK Vorrat geleaktes geheimes Dokument der Münchner Generalstaatsanwaltschaft bekannt, dass die an dem Touch&Travel-System teilnehmenden Kunden in ungeahnter Weise ein Bewegungsprofil erzeugen.

Auszug aus dem "Leitfaden für den Datenzugriff":

In neueren Mobiltelefonen (z.B. von Vodaphone) werden Speicherchips verbaut, welche die Teilnahme am Elektronischen-Ticket-System (e-Ticketing) ermöglichen. Das System befindet sich noch in der Aufbauphase. Marktreife ist ab 2011 beabsichtigt.
Beispiel:
Der Nutzer meldet sich in München am Hauptbahnhof an einem Touchpoint der Bahn vor Betreten eines Zuges an. Am Fahrtziel in Berlin meldet er sich an einem weiteren Toupoint ab. Der Fahrpreis wird berechnet und elektronisch abgebucht. Die Rechnung wird, spätestens nach 35 Tagen, mittels E-Mail versandt.
Hieraus ergeben sich folgende Überwachungsmöglichkeiten:
die DeutscheBahn verfügt über die Daten sämtlicher Funkzellen, die der Nutzer durchfahren hat. Dabei handelt es sich um Verkehrsdaten, da die Daten vom Mobiltelefon gesendet werden und nicht vom Touchpoint. Diese Verkehrsdaten können nach § 100g StPO herausverlangt werden. Aufgrund der Abrechnung mittels E-Mail, ist auch die E-Mail-Adresse hinterlegt. Diese kann von der Deutschen Bahn herausverlangt werden und ggf. anschließend überwacht werden.
Neben der Deutschen Bahn wird e-Ticketing derzeit zum Teil auch im Öffentlichen Personennahverkehr (z.B. Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Verkehrsverbund Rhein-Sieg, Verkehrsgemeinschaft Niederrhein, KreisVerkehr Schwäbisch Hall) angeboten. Sh. auch www.eticket-deutschland.de; www.touchandtravel.de.

BahnCard 100

Auch in der BahnCard 100 hat sich zumindest zeitweise ein RFID-Chip eingebaut befunden. Auch hier ohne vorherige Aufklärung der Karteninhaber.

Stadtbibliothek Hannover

Seit Frühjahr 2011 führen die hannoverschen Stadtbibliotheken den Einsatz von RFID-Chips "zur Selbstverbuchung" ein.

Jedes Buch bzw. Medium der Stadtbibliothek ist seit dem Systemstart am 19.8.2011 nun mit einem solchen Funkchip ausgestattet.

Auf den Informationsseiten dazu erhält man - sofern man als "normaler" Nutzer überhaupt mal den Weg dorthin gefunden hat - rudimentäre Informationen über die technischen Hintergründe und erfährt beruhigende Worte.

Auf eine Nachfrage im Oktober 2011, warum die Nutzer nicht ausführlich darüber informiert worden sind, entgegnet man mit dem Verweis auf die aktuellen Benutzungsbedingungen, die eine entsprechende Information enthielten ... [Anmerkung: mir als Benutzer war das allerdings noch nie aufgefallen und ich bin auch in keinster Form auf so eine Änderung aufmerksam gemacht worden.]

Eine weitere Frage nach einer Kennzeichnung von Medien, die einen RFID-Chip enthalten wird entgegnet

Eine Kennzeichnung jedes einzelnen Mediums ist nicht vorgesehen. (...) Ein allgemeiner, über die bereits veröffentlichten Informationen hinausgehender Hinweis wird uns geprüft.

Dabei ist es (bis heute) allerdings auch geblieben.

Und darauf verwiesen, dass auch der Bundesdatenschutzbeauftragte eine solche Kennzeichnung befürwortet, heisst es lapidar:

Grundsätzlich nehmen wir die Belange des Datenschutzes sehr ernst. So ist das Projekt im Vorfeld in enger Kooperation mit dem Datenschutzbeauftragten der Stadtverwaltung Hannover und auch mit dem Landesbeauftragten für den Datenschutz in Niedersachsen abgesprochen worden. Uns ist auch bewusst, dass der unkontrollierte Einsatz der RFID-Technologie Missbrauchsrisiken mit sich bringt. Wir sind aber davon überzeugt, dass die in unserem Verfahren eingesetzte Anwendung einen Missbrauch der Daten unserer Benutzer weitgehend ausschließt.

Sparkassen-EC-Karten

Anfang 2012 wurde bekannt, dass die Sparkassen-Finanzgruppe beabsichtigt, im Laufe des Jahres 2012 mit der Ausgabe "NFC-fähiger" ec-Karten zu beginnen. Das bedeutet also praktisch, dass diese ec-Karten zukünftig einen RFID-Chip beinhalten. Der Begriff "RFID" taucht allerdings in keiner der Meldungen konkret auf ...

In einem der wenigen öffentlichen Dokumente des Sparkassenverbandes zu diesem System ist denn auch nur von Vorteilen der Technik die Rede (Seite 3 der Präsentation).

Auf der Internetpräsenz der Sparkasse Hannover wird das System unter dem schön klingenden PR-Markenbegriff "girogo" beworben. Da heißt es unter anderem:

Das Bezahlen mit girogo ist um bis zu 25 Prozent schneller als eine herkömmliche Kartenzahlung und doppelt so schnell wie Bargeld.

Mit Verlaub: solche Aussagen sind blanker Unsinn!

Schon Anfang 2011 hatte man die Einführung dieser Technik für "Mitte 2011" angekündigt.

Das System soll in den Regionen Hannover, Braunschweig und Wolfsburg ab Frühjahr 2012 nun eine erste Testphase erfahren.

Am Schalter der Sparkasse nachgefragt hat man auf den neuen, eigens für "girogo" in der Passarelle (ca. unterm Reiterdenkmal gelegenen) eingerichteten Laden verwiesen - Infoprospekte gäbe es nur dort. Der hatte aber leider noch gar nicht geöffnet ... (Stand: 7.6.2012)

Universität Hildesheim

An der Universität Hildesheim (wie an viele deutsche Unis?) beinhaltet die UNI-Card einen RFID-Chip [1]. RFID wird auf den Seiten der Uni oder den Informationsblättern nicht explizit erwähnt. Bei den folgenden Funktionen ist man als Student/Mitarbeiter gezwungen eine UNI-Card mit funktionierendem RFID-Chip mitzuführen:

  • Bezahlfunktion Mensa (ohne RFID kein Studierendenrabatt, Barzahlung teurer)
  • Zugangsberechtigung für das Türschließsystem (ohne RFID-Chip kein Zutritt in Gebäuden (zu gewissen Zeiten), Rechnerräumen)
  • Bezahlfunktion und Zugangsberechtigung für die Nutzung der Multifunktions-Kopierer an der Universität (keine Barzahlung o.a. möglich)
  • Schließfunktion für die Schließfächer in der Bibliothek (teilweise)

Dabei anfallende Daten werden nach Angabe des RZ zentral gespeichert. Die UNI-Card dient dabei (nur) der Identifikation.

Die UNI-Card kann auch ohne funktionierenden RFID-Chip als Bibliotheksausweis akzeptiert. Identifikation mittels Barcode auf der Rückseite.

Bei der Funktion als Semesterticket wird der RFID-Chip (noch) nicht benutzt.

Schutzmaßnahmen

  • Schutzhülle, die unbemerktes Auslesen der Funkchips verhindert.
  • Alternativ: das Einlegen eines Stücks Alufolie in den Paß bzw. um den Paß herum.
  • Zerstören des RFID-Chips durch übermässiges Knicken an der "richtigen" Stelle, durch Mikrowellen oder den Einsatz von RFID-Zappern. Den RFID-Chip in deutschen Pässen ist allerdings nicht zulässig, weil die Pässe (trotz Gebühren!) Eigentum der Bundesrepublik Deutschland bleibt - was immmer das auch bedeuten mag. Für den Fall, dass der RFID-Chip eines Reisepasses oder Personalausweises aus anderen Gründen defekt sein sollte, wird die Gültigkeit des Passes jedoch trotzdem gewährleistet! (RFID-Zapper sollen gerüchteweise auch schon in Hannover gesichtet worden sein.)
  • Siehe auch: Wikiseiten des AK Vorrat mit Hinweisen zu RFID-Tag-Findern und RFID-Zappern

Wir bauen einen girogo-RFID-Finder

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