Volkszaehlung/Geschichtliches zur Volkszaehlung

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Geschichtliches zur Volkszählung


Geschichte der Volkszählungen in Deutschland

Mit den Volkszählungen in den Jahren 1933 und 1939 hat das nationalsozialistische Deutschland vorgeführt, wozu Volkszählungen missbraucht werden können, wohin die Reduktion von Menschen auf eine Summe von Zahlen, Daten und Ordnungsnummern führt.

Dieses ebenso bittere wie lehrreiche Kapitel deutscher Geschichte verdient besondere Aufmerksamkeit, weswegen dieses Thema auf eine eigene Seite ausgegliedert wird.

Nach der Teilung Deutschlands fanden in beiden Teilen Deutschlands verschiedene Volkszählungen statt: in der DDR in den Jahren 1950, 1964, 1971 und 1981; in der BRD 1950, 1961, 1970 und 1987.

Die letzte Volkszählung war in der Bundesrepublik zunächst für 1981 geplant und wurde aufgrund von Streitigkeiten über die Finanzierung auf 1983 verschoben.

Die Art der Fragen und der Umfang der Zählung riefen dann allerdings heftige Bürgerproteste hervor und das Bundesverfassungsgericht befand in dem so genannten Volkszählungsurteil vom 15. Dezember 1983, dass die Volkszählung deswegen rechtswidrig sei, weil die Beantwortung der Fragen Rückschlüsse auf die Identität der Bürger zulassen würde und damit den Datenschutz unterlaufe und gegen das Grundgesetz verstoße.

Das Bundesverfassungsgericht schuf mit diesem Urteil das ausdrückliche Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung.

Die Volkszählung wurde auf 1987 verschoben und dann mit Unterstützung einer aufwendigen Akzeptanzkampagne durchgeführt. Trotzdem gab es erneut Boykottaufrufe und zahlreiche Verweigerungen.

Die Durchführung des Zensus geriet zu einem publizistischen Wettstreit um den jeweiligen Erfolg. Während Bundesinnenminister Zimmermann das Scheitern des Boykotts verkündete, präsentierten „alternative Sammelstellen“ im Herbst 1987 1,1 Mio. unausgefüllte Erhebungsbögen. In Hamburg wurde der Chef des Statistischen Landesamtes im März 1988 abgelöst, weil er zunächst die Probleme mit der Volkszählung heruntergespielt hatte, dann öffentlich bekennen musste, dass 248.000 Fragebögen, etwa 13 % fehlten. In Wiesbaden bestätigte der Erhebungs-stellenleiter noch im September 1987 über 15 % fehlende Antworten, weitere 10 % der Bürger hätten überhaupt noch keinen Erhebungsbogen bekommen.

Seither gab es keine "große Volkszählung" mehr in Deutschland.

Jedoch gibt es den so genannten Mikrozensus, der seit Einführung eines entsprechenden Gesetzes in 1996 für eine jährliche Volkszählung im kleinen Stil sorgt: Jedes Jahr sind ca. 1% der Privathaushalte in Deutschland von dieser Befragung betroffen, das sind umgerechnet 390.000 Haushalte bzw. 830.000 Menschen. Nunmehr ist mit Gesetzesänderung eine häufigere Befragung (2xim Jahr) für 5 Jahre möglich.

Mehr Informationen zum Mikrozensus auf einer eigenen Seite.

Volkszählungen und Nationalsozialismus

Ein Rückblick mag den Blick für die Zukunft weiten. Wir haben deswegen eine eigene [Wiki-Seite zu den Volkszählungen im Nationalsozialismus] eingerichtet.

Geschichtliche Dokumente zur Volkszählung

Wir sammeln auf einer eigenen Wiki-Seite Auszüge und Dokumente zur Volkszählung im "Dritten Reich" und der Entwicklung des Statistischen Bundesamts Wiesbaden.

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