Volkszaehlung/Geschichtliches: Unterschied zwischen den Versionen
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Herausgeber: Dr. Harals Geppert und Dr. Siegfried Koller | Herausgeber: Dr. Harals Geppert und Dr. Siegfried Koller |
Version vom 20. Februar 2011, 10:27 Uhr
Eine unsortierte und unkommentierte Sammlung von Auszügen aus historischen Dokumenten im Zusammenhang mit dem Thema Volksählung
Erbmathematik - Theorie der Vererbung in Bevölkerung und Sippe
Herausgeber: Dr. Harals Geppert und Dr. Siegfried Koller
Datum: 1938
Vorwort
Das Ziel dieser Schrift ist die Darstellung der wahrscheinlichkeitstheoretischen Zusammenhänge im Erbgeschehen der biologischen Gesamtheiten Volk und Sippe. ...
Unser Bestreben war zu gleichen Teilen auf die strenge und einheitliche Darstellung der durch die Aufgabe bedingten mathematischen Wirklichkeit, insbesondere der Rassenhygiene, gestellten Fragen gerichtet. ...
In gemeinsamer Arbeit ist ein Werk entstanden, das in erster Linie dem Mathematiker die Anregung und die Grundlage zu einer fachlichen Mitarbeit an den Aufgaben der Ebbiologie und Rassenhygiene geben soll.
Einleitung, S. 1
Familie, Sippe, Volk und Rasse sind die biologischen Einheiten, die für das Erbgeschehen im großen bestimmend sind. Die gegenseitige Verkettung dieser vier Gesamtheiten führt dazu, daß die durch feste Gesetze umrissene Vererbung innerhalb der Familie sich in ERbgesetzten der höheren Einheiten widerspiegelt. Die Frage nach der gegeneitigen Verflechtung dieser Begriffe ist eine der Kernfragen der Rassenbiologie. Vom Erbgefüge eines Volkes aus kann man Rückschlüse auf dasjenige einer Sippe, vom Erbbild einer Sippe aus solche auf die Erbform einer Familie oder eines Einzelwesens ziehen und umgekehrt, und gerade diese Rückschlüsse bilden die Grundlage für jede praktische Anwendung rassenhygienischer oder züchterischer Maßnahmen.
7. Gen und Merkmal, S. 19
Beim Menschen geht z.B. in der juvenilen amaurotischen Idiotie, einer einfach rezessiv erblichen Krankheit, hochgradiger Schwachsinn mit einer im Schulalter einsetzenden allmählichen Erblindung einher; nach einigen Jahren folgt der Tod.
Andererseits kann auch das gleiche Merkmal durch verschiedene Gene bedingt sein; z.B. vererbt sich die Mongolenfalte am Augenlid in der Kreuzung von Mongolen mit Europäern dominant, in der Kreuzung von Hottentotten, die das gleiche Merkmal aufweise, mit Europäern rezessiv.
14. Gänzliche Ausschaltung beim einfachen einortigen Erbgang, S. 69
1. Ausschaltung einer reinerbigen Klasse
... In der Natur sehr häufig verwirklicht ist der Fall der Ausmerzung der aa-Klasse. Er tritt dann auf, wenn a ein letales Gen ist, das bei reinerbigen Trägern desselben so schwere Schädigungen zur Folge hat, daß sie entweder schon im frühembryonalen Zustand zugrunde gehen oder kurz nach der Geburt, jedenfalls vor Erlangung der Zeugungsfähigkeit, sterben.
18. Weitere Formen der Ausschaltung, S. 101
1. Ausschaltung in einem Geschlecht
Die von uns bisher entwickelten Verfahren reichen aus, m auch verwickeltere Fragen zu behandeln; dahin gehört die nach dem Verhalten einer Bevölkerung, wenn die Auslese in beiden Geschlechtern verschieden ist, ode rwenn die Fruchtbarkeitsunterschiede nicht von den Einzelwesen, sondern von dem Erbgefüge der Ehe bestimmt werden. ...
Von den vielen Möglichkeiten der Auslese wollen wir hier noch einige besprechen ...
21. Rassenmischung, S. 127
2. Entmischung
Die besprochenen Eheverbote sind im Hinblick auf das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 15.9.1935 gewählt worden. Die Rechnungen geben einen Überblick über die Auswirkungen der Entmischungsmaßnahmen unter der Annahme der gleichmäßigen Durchmischung innerhalb der beiden Gruppen. Die tatsächlichen Verhältnisse liegen jedoch erheblich anders: 1. Die Rassenmischung de letztvergangenen Zeit zwischen Deutschen und Juden hat sich nicht über das ganze Volk erstreckt, sondern nur auf einzelne Kreise; ferner war die Fruchtbarkeit der Mischehen gering. 2. Auch in Zukunft ist keine Durchmischung ovn Deutschblütigen mit den Vierteljuden zu erwarten. Dadurch wird die Entmischung in unserem Volk weit schnellere und weit stärkere Erfolge haben als die schematische Rechnung zeigen kann.
Festschrift: Kleine Chronik des statistischen Bundesamtes
Herausgeber: Statistisches Bundesamt Wiesbaden
Datum: März 1956
Ausschnitt: S. 28
Überhaupt fing das ganze Amt an, förmlich aus allen Nähten zu krachen. Die Zählung 1933 hatte eine Einstellung von fast 800 Zeitangestellten erfordert, von denen mit dem wachsenden Umfang der Arbeite viele dauernd übernomen werden konnten.
Ausschnitt: S. 28
Der Februar 1935 mit seinem Umzug in "das Reichshaus" ist den meisten der Beteiligten wie der Beginn eines neuen Abschnitts in der Geschichte des Reichsamts im Gedächtnis geblieben. Allerdings hätte wohl damals niemand geglaubt, daß dieser Abschnitt nur neun Jahre dauern sollte.
Ausschnitt: S. 30
Die neue Regierungspolitik wandelt nicht nur die Organisation, sondern auch den Charakter der amtlichen Statistik. An die Stelle des bisherigen freien Wettbewerbs in der Wirtschaft trat zunehmend die staatliche Wirtschaftslenkung, die stets der Statistik zusätzliche, aber anders geartete Aufgaben stellt. Statt wie bisher nur Wirtschaftsvorgänge darzustellen, sollte die Statistik zusätzlich Planungsunterlagen liefern. Aus der Wirtschaftsstatistik wurde so eine Bewirtschaftungsstatistik, bei deren Unterlagen nicht mehr nur die Zahlenergebnisse, sondern die einzelnen Menschen und Betriebe interessierten und kontrolliert werden sollten.
Ausschnitt: S. 32
Unmittelbare Kriegserwartung stand wohl auch hinter den verstärkten Bemühungen der Regierung, stets genaue und neueste Zahlen aus allen Gebieten der Landwirtschaft zu erhalten. Hier hatten die Nationalsozialisten schon seit Jahren ständig neue amtliche Statistiken eingeführt, mehr als auf irgend einem anderen Gebiet. Die Notwendigkeit, die Ernährung der Bevälkerung für den Kriegsfall zu sichern, führte dazu, daß im Statistischen Reichsamt 1939 an die Stelle der Industriellen Produktionsstatistik eine neue Abteilug rückte.
Ausschnitt: S. 32
Das Statistische Reichsamt ging mit fast 5000 ständigen Mitarbeitern, unter denen sich etwa 1000 Beamte befanden, und ca. 2000 Zeitangestellten in diesen Krieg hinein. Es verfügte über einen Haushalt von 23 Millionen Mark und über den größten und modernsten Hollerith-Maschinen-Park unter allen deutschen Behörden.
Ausschnitt: S. 33f.
Alle amtliche statistische Arbeit hatte, soweit sie durch den sofort einsetzenden Personal- und Materialmangel überhaupt fortgeführt werden konnte, nur noch dem Kriege und seinen Zwecken zu dienen.
Der Druck, der sich damit auf alle fachliche Arbeit legte, wirkte sich auch auf Organisation und Personalpolitik des Amtes aus. Auf Drängen des Berliner Gauleiters wurden die Personalreferate der Verwaltungsabteilung entzogen und formal dem Präsidenten unmittelbar unterstellt. Die Gründe hiefür waren offensichtlich parteipolitischer Art. Auf diese Weise sollten die von er NSDAP ausgewählten Personalreferenten bei Einstellung, Beförderung und Entlassung der Arbeitskräfte freiere Hand erhalten und von etwaigen Einsprüchen der Verwaltung unabhängig sein.
Unter diesen Umständen wollte Präsident Reichardt die Verantwortung für das Amt nicht weiter tragen. Er zog sich 1940 als ein kranker Mann ins Privatleben zurück. An seine Stelle trat Ministerialrat Godlewski, der bereits 1923/24 als Oberregierungsrat vorübergehend in der Außenhandelsabteilung des Reichsamts tätig gewesen war und später im Reichswirtschaftsministerium Organisation und Haushalt des Amtes betreut hatte. Präsident Reichhardt war in den sieben Jahren seiner Amtstätigkeit mit seinem gemütlichen sächsichen Dialekt für die meisten Amtsangehörigen ein fester Begriff geworden. Der neue Präsident, der das Amt in schwierigsten Zeiten erhielt und es vielfach gegen Ansprüche und Wünsche von außen her abschirmen mußte, regierte dagegen zumeist hinter verschlossenen Türen.
Ausschnitt: S. 35
Daß die Welt sehr viel anders aussah, als wir nach dem 8. Mai 1945 die eingezogenen Köpfe erstmals vorsichtig wieder zu heben und Umschau zu halten versuchten, wissen wir alle noch recht gut.
Ausschnitt: S. 36f.
... und nur das seit jeher bestehende Statistische Landesamt Hamburg war keine Neugründung. "StABB" wurde bald zum gelobten Land vieler heimatloser Fachstatistiker; denn es war im Westen das einzige Zonenamt mit zentralen Aufgaben, das aussichtsreiche Arbeitsmöglichkeiten bot. Daß hier die Entnazifizierungsbestimmungen etwas weniger starr und schematisch gehandhabt wurden als in der amerikanischen Zone, daß es markenfreies Essen und Schwerstarbeiterzulage gab, hatte sich natürlich bald herumgesprochen.
Organisation und Technik des Volkszählungswerks 1950
Herausgeber: Statistisches Bundesamt Wiesbaden
Datum: März 1956
Ausschnitt: Kapitel "D. Zählungspropaganda", Seiten 39ff.
Abschnitt: Allgemeines
Nicht eine durch Strafandrohungen eingeschüchterte, widerwillig antwortende Auskunftsperson, sondern der selbst am Gelingen des Volkszählungswerkes interessierte Staatsbürger sollte am Zählungstag zur Mitarbeit bereit sein.
Abschnitt: Inhalt der Propaganda
Ein ausgezeichnetes Argument für die Volkszählung war der Hinweis auf den Weltzensus, der dem einzelnen das Besondere gerade dieser Zählung klar machen und ihn zur Einsicht führen sollte: "Wenn in 45 Staaten gezählt wird, kann auch ich mich nicht ausschließen."
Die Tatsache, dass trotz Hinweises, es werde ja lediglich der dem Finanzamt bereits bekannte steuerliche Umsatz erfragt, im Durchschnitt 13,8% der meldepflichtigen Unternehmungen und Personen die Beantwortung ablehnten, muß in Anbetracht der für Deutschland ungewöhnlichen Fragestellung noch als günstig bezeichnet werden.
Abschnitt: Mittel der Aufklärung
Ziel der Propagandaarbeit war, die Presse zu einer positiven Einstellung zu bewegen und ihre Leser in diesem Sinne zu beeinflussen.
Die gesamte Tagespresse wurde durch einen leistungsfähigen Ausschnittsdienst laufend beobachtet.
Von besonderem propagandistischen Wert war eine Verlautbarung des "Bundes der Steuerzahler", der an alle verantwortlich denkenden Staatsbürger appellierte, im eigenen Interesse die Verwaltungsarbeit zur Volkszählung zu unterstützen.
Bereitwillig hat sich der Rundfunk in den Dienst der Sache gestellt, und zwischen dem 25. August und 13. September brachten die deutschen Sender durchschnittlich 4 bis 5 Sendungen zur Volkszählung.
Die propagandistischen Möglichkeiten des Films als eines der wichtigsten Faktoren zur Beeinflussung der Bevölkerung wurden erstmalig voll ausgenutzt.
Der Film mit dem Titel "Schillerstraße 16" setzte die folgenden Gedanken in Handlung um ... (...) Die Anerkennung des Films durch die "Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft" als Kulturfilm erleichterte die Vorführung wesentlich.
Die deutschen Vertreibungsverluste
Herausgeber: Statistisches Bundesamt Wiesbaden
Datum: August 1958
Aus dem Vorwort von Gerhard Fürst, Präsidenten des Stat. BA, Seite 5
Man konnte vielmehr neben den zur Zeit unter fremder Verwaltung stehenden Ostgebieten des Deutschen Reiches ... (...) Es sind dies die Baltischen Staaten, das Memelland und Danzig, Polen, die Tschechoslowakei, Jugoslawien, Ungarn, Rumänien.
Bevölkerung und Wirtschaft 1872 - 1972
Herausgeber: Statistisches Bundesamt Wiesbaden, anlässlich des 100jährigen Bestehens der zentralen amtlichen Statistik
Datum: Oktober 1972
Die Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945), Seiten 43ff.
Abschnitt: Allgemeine Entwicklungstendenzen
Die Zeit des Nationalsozialismus zeigt besonders deutlich, wie stark Inhalt und Organisation der Statistik von den Aufgaben abhängig sind, die sich der Staat setzt.
Der grundlegende Wandel ist von dem damaligen Präsidenten W. Reichardt auf die Formel gebracht worden: Von der Wirtschaftsstatistik zur Bewirtschaftungsstatistik.
Die 12 Jahre des Regimes, so schicksalsschwer sie waren, bedeuten doch nur einen vorübergehenden Abschnitt in den hier erörterten 100 Jahren der statistischen Entwicklung.
Die Darstellung dieses Zeitabschnitts beschränkt sich daher auf Entwicklungen, die das Arbeitsprogramm des Reichsamtes betrafen und die, wie sich später gezeigt hat, einen Dauerwert besaßen.
Abschnitt: Die Entwicklung auf den einzelnen Sachgebieten
Den Stempel "nationalsozialistischen Gedankengutes" trug die 1939 erstmals gestellte Frage nach der "Volkszugehörigkeit", d.h. nach dem Vok "zu dem der einzelne sich innerlich bekennt". Die Antwort auf diese Frage hat später bei der Vertreibung der Sudetendeutschen eine unerwartete Rolle gespielt.
Die methodisch wichtigste Erweiterung von allgemeiner Bedeutung lag bei beiden Zählungen auf dem Gebiet der Familienstatistik. Die Frage nach dem (...) also einschließlich der verstorbenen und nicht mehr im Familienhaushalt lebenden Kinder erlaubte die Verwendung eines biologischen Familienbegriffs. Ohne einen solchen Begriff sind Untersuchungen zur Geburtenfrage kaum möglich. Die sonst vorhandenen Angaben über das Lebensalter, Beruf und soziale Stellung des Ehemannes und der Ehefrau erlauben wertvolle Kombinationen.
Die Einführung einer reichseinheitlichen polizeilichen Meldeordnung 1938 machte es möglich, auf Grund der polizeilichen An- und Abmeldungen eine Binnenwanderungsstatistik für das gesamte Reich aufzubauen. Bis dahin bestand sie nur für Preußen.
Im Jahre 1935 wurde eine "Polizeiliche Kriminalstatistik" (...) eingeführt.
Nach der Einführung der Arbeitsbuchpflicht im Jahre 1935 entstand eine umfassende Kartei aller arbeitsbuchpflichtigen Personen, in die sehr viele Merkmale aufgenommen waren. Sie sollte mit großem Aufwand auf dem laufenden gehalten werden, was nur in Zeiten einer sehr strengen Lenkung des Arbeitseinsatzes und der Meldung jedes Arbeitsplatzwechsels an das Arbeitsamt Erfolg versprach.
Bild: Präsidenten des Statistischen Reichsamtes
Wolfgang Reichardt und Curt Godlewski
Abschnitt: Zusammenfassung und Verschiebungen im Schwergewicht des statistischen Programms
Die enge Bindung des Programms der amtlichen Statistik an die Aufgaben, die der Staat sich stellte, zeigt sich auch in der nationalsozialistischen Zeit. Vor allem reichte das statistisch unterentwickelte Instrumentarium auf dem Gebiete der industriellen Produktionsstatistik für die Planung und Lenkung der Produktion und der Versorgung nicht aus und wurde erweitert. Andererseits zeigte sich, daß andere Ziele der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik nicht grundsätzlich auch ein anderes statistisches Programm verlangen. Die Sachverhalte, die statistisch gemessen werden müssen, bleiben vielfach die gleichen und unbeeinflusst von der Politik, für die die Statistik die Ausgangsdaten liefert. So ist auch im Zeitraum von 1933 bis 1945, wenn man von den Wirren der letzten Kriegsjahre absieht, das gesamte erreichte statistische Instrumentarium beibehalten worden. Die starke Zentralgewalt erreichte auch leichter die Vereinheitlichung statistischer Programme und ihre Ausdehnung auf das gesamte Reichsgebiet.
Die bevölkerungspoltischen Ziele einer Geburtenförderung durch Ehestandsdarlehen und des Famlilienlastenausgleichs führten im Verein mit dem Rassenwahn zu entsprechenden Ergänzungen der Volkszählung und der übrigen Bevölkerungsstatistik, aber auch der Bereichszählung im Handwerk
Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg (1945 bis 1972)
Abschnitt: Die Übergangsjahre bis zur Gründung der Bundesrepublik (1945 bis 1949)
Auch wenn der Gedanke verlockend war, frei von allen traditionellen Bindungen die deutsche Statistik neu aufzubauen, so bestand dazu nicht allzuviel Gelegeneit. Was auf statistischem Gebiet zu geschehen hatte, befahlen zunächst die Militärregierungen, zum Teil noch auf Grund von Vereinbarungen im Kontrollrat. So kam es am 29. Oktober 1946 zur ersten - und einzigen - vierzonalen Volkszählung, die jedoch in den ersten unruhigen Zeiten und durch Übersetzungsfehler in den Zählpapieren zu wenig brauchbaren und bald überholten ERgebnissen führte. Enige Länder hatten mit der Volkszählung eine Wohnungszählung verbunen, die wegen der Einweisung der Flüchtlinge und Vertriebenen als vordringlich angesehen wurde. Eine Koordinierung der Programme hat jedoch nicht stattgefunden.
Bild: Präsidenten des Statistischen Bundesamts von 1948 bis 1972
Gerhard Fürst, Patrick Schmidt und Hildegard Bartels
Mikrozensus im Wandel
Herausgeber: Statistisches Bundesamt Wiesbaden
Autoren: Hartmut Esser, Heinz Grohmann, Walter Müller und Karl-August Schäffer
Datum: Oktober 1989
Die allgemeine Diskussion zum Verhältnis von amtlicher Statistik und Öffentlichkeit, Seiten 18ff.
Die Diskussion um die tatsächliche Verwendbarkeit und Effektivität der Erhebungen der amtlichen Statistik konkretisierten sich vor allem in der Behauptung , daß es inzwischen (national wie international) Entwicklungen gäbe, die es gestatteten, die erforderlichen Informationen rascher, flexibler, billiger und gleichzeitig valider zu machen. Nach der Meinung einiger "Sachverständiger" sei es mit den "modernen" Methoden der empirischen Sozialforschung möglich, auf der Ebene von relativ kleinen Stichproben und unter Einsatz verschiedener "alternativer" Techniken (z.B. telefonische, schriftliche, computerunterstützte Datenerhebung bzw. ein "Mix" aus alledem) auf die herkömmlichen Instrumente der amtlichen Statistik (insbesondere Großerhebungen mit Pflichtauskunft) zu verzichten. Der Vorteil sei nicht nur in der höheren Flexibilität, in den geringeren Kosten und in einer höheren Akzeptanz bei der Bevölkerung zu sehen, sondern vor allem darin, daß wegen des Verzichts auf eine "Zwangsauskunft" die erhaltenen Daten erheblich verläßlicher seien als die bei Pflichterhebungen gewonnenen Informationen, und daß von daher auch die mit Ausfällen bei freiwilligen Erhebungen verbundenen Genauigkeitsverluste mehr als ausgeglichen würden. (...)
Allgemeine Empfehlungen, Seiten 377ff.
Da die für die Befragung ausgewählten Zielpersonen letzlich bei der Ansprache durch den Interviewer entscheiden, ob und in welcher Weise sie sich am Mikrozensus beteiligen, müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, dem Befragten die Beteiligung am Interview als für ihn positiv erfahren zu lassen. Dazu können in erster Linie Interviewer beitragen, die hochmotiviert und durch ihr Verhalten in der Lage sind, bei den angesprochenen Personen gewinnend zu wirken. Dafür sind eine vertrauenswürdige Erscheinung, gute Kommunikationskompetenz und entsprechende Schulung erforderlich. Die Statistischen Ämter müsen in die Lage versetzt werden, durch eine der Schwierigkeit der Aufgabe angemessene Honorierung und intensive Betreuung einen hoch qualifizierten und erfolgreichen Stab von Interviewern zu halten.
Es sollte geprüft werden, ob wirkungsvolle Anreize für die Beteiligung am Mikrozensus geschaffen werden können. Schon mit dem Ankündigungs- und Einladungsschreiben zur Beteiligung am Mikrozensus könnte beispielsweise angeboten werden, den Befragten auf Wunsch eine allgemein interessierende Publikation der statistischen Ämter zuzusenden. Andere Angebote könnten die Teilnahme an einer Gewinnlotterie oder die Auslosung von Einladungen zum Besuch des Bundestages oder von statistischen Ämtern einschließen. Alle diese Angebote sollen den Befragten verdeutlichen, daß sie ernstgenommen werden, daß man sich um ihr Mitwirken bemüht und ihre Beteiligung anerkennt, aber eben nur symbolisch entlohnen kann.
Der Mikrozensus wird schon immer in vielfältiger Weise genutzt. Sein Potential ist jedoch bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Vielfältige weitere Fragestellungen lasen sich auf der Basis von Mikrozensusdaten untersuchen.
Als Beispiel einer neuen Nutzergruppe kann auf die höheren Schulen verwiesen werden. Sowohl für den Informatik- wie den Sozialkundeunterricht könnten Datensätze aus dem Mikrozensus, die vollkommen anonymisiert sind, zur Verfügung gestellt werden. Wenn Schulen dieses wertvolle Material im Unterricht verwenden, würde nicht nur der Unterricht lebendiger und informativer werden. Über Lehrer, Schüler und ihre Eltern würden große Bevölkerungsgruppen den Mikrozensus gründlicher kennen lernen und direkte Erfahrungen mit seinen Nutzungsmöglichkeiten machen.