Infostand in Siegen am 30. Juni 2007
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Planung
Den Aktionsraum haben wir abgesteckt auf den Abschnitt Dresdner Bank/c&a bis zum Bahnhof hin. Der Kommunikationstisch soll dann bei dem großen Baum vor der Dresdner Bank stehen. Es sollen natürlich sehr viel mehr Schilder nachher sein, aber ich denke, für einen Eindruck reichts :)
Status Standanmeldung:
Wir hatten den Informationstisch am Samstag, 30.06.2007 von 09:00 - 17:00 Uhr
- Standort: Baumgruppe Dresdner Bank
- Größe: Ca. 6 qm
Teilnehmer
- Christoph
- Heiko
- Simon
Verwendetes Material
- Bistrotisch
- Partyzelt
- 200 Folder
- Pressemitteilung ging raus an Westfalenpost, Siegener Zeitung, Westfälische Rundschau, Radio Siegen, WDR Studio Siegen. In der WR ist bereits am 22.06. ein Kurzinterview erschienen.
- Lochverstärkerringe und Blumendraht (für Befestigung Din A4-Schilder)
- ca. 86 XY-Schilder Din A4 .pdf (Stand 27.06.2007, 10:10)
- 42 Anträge Verfassungsbeschwerde + Infoblatt zur Sammelklage
- Riesen-Videoüberwachungskamera basteln
- 25 laminierte XY-Bodenplakate (Din A3) .pdf (Stand 28.06.2007, 00:34)
- Panzerband
- Was sind denn XY-Schilder/-Plakate?
Durchführung
Der erster Aktionstag der Ortsgruppe Siegen begann eigentlich schon am Freitag Abend mit einer Generalprobe. Ein letztes Treffen sollte sicherstellen, dass wir nicht nur alle Materialien beisammen haben, sondern dass wir z. B. auch in der Lage sind, das Zelt aufzustellen.
Samstag hieß es dann früh aufstehen. Als Startzeit war halb acht geplant, da wir eine Genehmigung für einen Infostand für 9 - 17:00 Uhr hatten. Mit der üblichen halben Stunde Verspätung und einigen Schwierigkeiten beim Aufbau des Zeltes wurde es dann aber halb zehn, bevor auch unsere ersten Schilder an Telefonzellen, Bauzäunen, Bäumen, Mülleimern, Laternenpfählen und am Boden klebten. Im Laufe des Tages haben wir den Schilder-Wald kontinuierlich erweitert. Als erfolgreich hat sich dabei das Zusammenkleben zweier Din A3-Schilder an der Oberkannte erwiesen, die man so präpariert als Aufsteller verwenden konnte. Erstaunlich ist, dass bereits um 9:06 Uhr die erste Vollmacht für die Verfassungsklage unterschrieben wurde und es darüber hinaus den ganzen Tag auch nicht geregnet hat.
Etwa im Abstand von 70 Metern zu unserem Infostand haben wir Schilder angebracht. Je geringer der Abstand zum Stand wurde, desto mehr Schilder wurden es. In einem Radius von 15 Metern haben wir dann auch die Din A3-Schilder am Boden verklebt. Der Infostand selbst bestand aus einem Bistrotisch, den wir vor dem Zelt platziert und sowohl ihn als auch das Zelt mit einem Ortsgruppen-Logo verziert haben.
Eine 1,50m lange schwarze Überwachungskamera aus Pappe, die man sich über den Kopf ziehen konnte, stellte sich als ein idealer Aufmerksamkeitsgenerierer heraus. Mit der Kamera haben wir zwei verschiedene Taktiken gefahren:
- Ohne ein Wort zu sagen mit der Kamera hinter Menschen eine Weile hergehen oder sich auch bewusst regungslos neben wartende Personen stellen
- Bei der 'Verfolgung' von Personen laut und mit spitzer Stimme die Sätze „Zu ihrer eigenen Sicherheit werden sie ab jetzt überwacht“, „Sie sind jetzt sicher“, „Sie sind jetzt vor Terrorismus geschützt“ oder „Seien sie froh, dass sie jetzt sicher sein können.“ gerufen.
Wir konnte beobachten, dass regelmäßig nach einer Verfolgungs-Tour verstärkt Menschen das Gespräch mit uns von sich aus suchten.
Darüber hinaus haben wir uns größtenteils defensiv verhalten und auf die Wirkung der Schilder gehofft. Häufig konnten wir beobachten, dass es genügt, wenn sich eine Person über ein Schild beugt und eine Weile stehen bleibt, bis sich eine Traube zwischen 5-10 Menschen um den Schilderwald in unmittelbarer Nähe des Infostandes versammelt hat. Es sei hier darauf hingewiesen, dass man die Menschen bewusst nicht dabei beobachten sollte, wenn sie sich solche Schilder ansehen, sondern ein Gespräch vortäuscht, da die Reaktionen sonst zumeist scheu und ausweichend sind, sich die potentiell Interessierten also auffallend zügig vom Stand entfernen.
Einige erstaunliche Reaktionen sollen hier besondere Erwähnung finden:
- Auf einer Verfolgungs-Tour, bei denen die o. g. Aussagen zum Einsatz kamen, hat eine Dame (ca. Mitte 50) in einer Sprechpause die Kamera am Objektiv gefasst und zu sich gezogen, woraufhin sie meinte (kein O-Ton, aus der Erinnerung rekonstruiert): Von der Stimmlage her passt das schon ganz gut, sie müssen nur noch ein wenig üben und sich in einen Rollstuhl setzen.
- Eine andere Dame (jenseits der 70) hat zielstrebig auf uns zugesteuert und sich mit uns sehr nett eine Viertelstunde lang unterhalten. Daran anschließend hat sie einiges an Infomaterial mitgenommen, um ihren Bekanntenkreis zu überzeugen und sich sehr an unseren Schildern interessiert gezeigt. Wir haben ihr dann angeboten, sie könne doch welche mitnehmen und ihr unseren Restbestand gezeigt, den sie dann eifrig untersucht hat. Aber keines der Schilder wollte ihr so recht gefallen, sie seien alle nicht „heftig“ genug. Selbst ein 'Murat hat hier 20 Minuten nach Afghanistan telefoniert', diverse Sexhotline-Varianten oder Anspielungen auf die Speicherung der sexuellen Präferenzen wären „zu lasch“ und würden doch niemanden richtig schocken. Für unsere nächste Aktion wünsche sie uns daher viel Glück, wir sollten aber noch an heftigeren Sprüchen arbeiten, damit die Leute auch wirklich aufgerüttelt werden.
Die wenigen verstimmten Reaktionen einiger Bürger sind nicht weiter erwähnenswert, da sich Ihre Äußerungen im Bereich von 'ihr habt sie doch nicht alle' über 'ihr habt zuviel Zeit' und 'ihr lügt doch' bewegt haben. Überwachungshardliner haben wir auch nur eine handvoll angetroffen.
Insgesamt haben wir zu dritt bis um 17:00 Uhr ausgeharrt und dann mit dem Abbau begonnen. An dieser Stelle sei nicht verschwiegen, dass wir für weitere helfende Hände sehr offen sind und jeden herzlich begrüßen, der sich uns anschließen möchte. Der Informationstag hat unsere Erwartungen, die wir zugegeben bewusst niedrig gehalten haben, deutlich übertroffen. So konnten wir eine Menge guter Gespräche führen und dabei auch einige Menschen für das Thema sensibilisieren, denen es bisher eher fremd war.
Was wir aus der Aktion gelernt haben
- Von den zwei verfügbaren Formularen für die Verfassungsklagenvollmacht sollte nur die Version verwendet, die nicht auch nach den Gründen der Betroffenheit fragt, da hier die Unterschriftenzeile beim Ausfüllen schnell übersehen wird.
- Es lohnt sich durchaus, ein paar Euro mehr in Materialien zu stecken, z. B. laminierte Din A3-Schilder (wurden auf den Boden geklebt), da sie so robuster und wiederverwendbar sind. Gerade mal ein einziges von 18 eingesetzten Schildern war nennenswert verdreckt, aber leicht zu säubern.
Bilder
Kommen bald.