Volkszaehlung/Geschichtliches

Aus Freiheit statt Angst!
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Eine unsortierte und unkommentierte Sammlung von Auszügen aus historischen Dokumenten im Zusammenhang mit dem Thema Volksählung

Organisation und Technik des Volkszählungswerks 1950

Herausgeber: Statistisches Bundesamt Wiesbaden

Datum: März 1956

Ausschnitt: Kapitel "D. Zählungspropaganda", Seiten 39ff.

Abschnitt: Allgemeines

Nicht eine durch Strafandrohungen eingeschüchterte, widerwillig antwortende Auskunftsperson, sondern der selbst am Gelingen des Volkszählungswerkes interessierte Staatsbürger sollte am Zählungstag zur Mitarbeit bereit sein.

Abschnitt: Inhalt der Propaganda

Ein ausgezeichnetes Argument für die Volkszählung war der Hinweis auf den Weltzensus, der dem einzelnen das Besondere gerade dieser Zählung klar machen und ihn zur Einsicht führen sollte: "Wenn in 45 Staaten gezählt wird, kann auch ich mich nicht ausschließen."

Die Tatsache, dass trotz Hinweises, es werde ja lediglich der dem Finanzamt bereits bekannte steuerliche Umsatz erfragt, im Durchschnitt 13,8% der meldepflichtigen Unternehmungen und Personen die Beantwortung ablehnten, muß in Anbetracht der für Deutschland ungewöhnlichen Fragestellung noch als günstig bezeichnet werden.

Abschnitt: Mittel der Aufklärung

Ziel der Propagandaarbeit war, die Presse zu einer positiven Einstellung zu bewegen und ihre Leser in diesem Sinne zu beeinflussen.

Die gesamte Tagespresse wurde durch einen leistungsfähigen Ausschnittsdienst laufend beobachtet.

Von besonderem propagandistischen Wert war eine Verlautbarung des "Bundes der Steuerzahler", der an alle verantwortlich denkenden Staatsbürger appellierte, im eigenen Interesse die Verwaltungsarbeit zur Volkszählung zu unterstützen.

Bereitwillig hat sich der Rundfunk in den Dienst der Sache gestellt, und zwischen dem 25. August und 13. September brachten die deutschen Sender durchschnittlich 4 bis 5 Sendungen zur Volkszählung.

Die propagandistischen Möglichkeiten des Films als eines der wichtigsten Faktoren zur Beeinflussung der Bevölkerung wurden erstmalig voll ausgenutzt.

Der Film mit dem Titel "Schillerstraße 16" setzte die folgenden Gedanken in Handlung um ... (...) Die Anerkennung des Films durch die "Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft" als Kulturfilm erleichterte die Vorführung wesentlich.

Die deutschen Vertreibungsverluste

Herausgeber: Statistisches Bundesamt Wiesbaden

Datum: August 1958

Aus dem Vorwort von Gerhard Fürst, Präsidenten des Stat. BA, Seite 5

Man konnte vielmehr neben den zur Zeit unter fremder Verwaltung stehenden Ostgebieten des Deutschen Reiches ... (...) Es sind dies die Baltischen Staaten, das Memelland und Danzig, Polen, die Tschechoslowakei, Jugoslawien, Ungarn, Rumänien.

Mikrozensus im Wandel

Herausgeber: Statistisches Bundesamt Wiesbaden

Autoren: Hartmut Esser, Heinz Grohmann, Walter Müller und Karl-August Schäffer

Datum: Oktober 1989

Die allgemeine Diskussion zum Verhältnis von amtlicher Statistik und Öffentlichkeit, Seiten 18ff.

Die Diskussion um die tatsächliche Verwendbarkeit und Effektivität der Erhebungen der amtlichen Statistik konkretisierten sich vor allem in der Behauptung , daß es inzwischen (national wie international) Entwicklungen gäbe, die es gestatteten, die erforderlichen Informationen rascher, flexibler, billiger und gleichzeitig valider zu machen. Nach der Meinung einiger "Sachverständiger" sei es mit den "modernen" Methoden der empirischen Sozialforschung möglich, auf der Ebene von relativ kleinen Stichproben und unter Einsatz verschiedener "alternativer" Techniken (z.B. telefonische, schriftliche, computerunterstützte Datenerhebung bzw. ein "Mix" aus alledem) auf die herkömmlichen Instrumente der amtlichen Statistik (insbesondere Großerhebungen mit Pflichtauskunft) zu verzichten. Der Vorteil sei nicht nur in der höheren Flexibilität, in den geringeren Kosten und in einer höheren Akzeptanz bei der Bevölkerung zu sehen, sondern vor allem darin, daß wegen des Verzichts auf eine "Zwangsauskunft" die erhaltenen Daten erheblich verläßlicher seien als die bei Pflichterhebungen gewonnenen Informationen, und daß von daher auch die mit Ausfällen bei freiwilligen Erhebungen verbundenen Genauigkeitsverluste mehr als ausgeglichen würden. (...)

Allgemeine Empfehlungen, Seiten 377ff.

Da die für die Befragung ausgewählten Zielpersonen letzlich bei der Ansprache durch den Interviewer entscheiden, ob und in welcher Weise sie sich am Mikrozensus beteiligen, müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, dem Befragten die Beteiligung am Interview als für ihn positiv erfahren zu lassen. Dazu können in erster Linie Interviewer beitragen, die hochmotiviert und durch ihr Verhalten in der Lage sind, bei den angesprochenen Personen gewinnend zu wirken. Dafür sind eine vertrauenswürdige Erscheinung, gute Kommunikationskompetenz und entsprechende Schulung erforderlich. Die Statistischen Ämter müsen in die Lage versetzt werden, durch eine der Schwierigkeit der Aufgabe angemessene Honorierung und intensive Betreuung einen hoch qualifizierten und erfolgreichen Stab von Interviewern zu halten.

Es sollte geprüft werden, ob wirkungsvolle Anreize für die Beteiligung am Mikrozensus geschaffen werden können. Schon mit dem Ankündigungs- und Einladungsschreiben zur Beteiligung am Mikrozensus könnte beispielsweise angeboten werden, den Befragten auf Wunsch eine allgemein interessierende Publikation der statistischen Ämter zuzusenden. Andere Angebote könnten die Teilnahme an einer Gewinnlotterie oder die Auslosung von Einladungen zum Besuch des Bundestages oder von statistischen Ämtern einschließen. Alle diese Angebote sollen den Befragten verdeutlichen, daß sie ernstgenommen werden, daß man sich um ihr Mitwirken bemüht und ihre Beteiligung anerkennt, aber eben nur symbolisch entlohnen kann.

Der Mikrozensus wird schon immer in vielfältiger Weise genutzt. Sein Potential ist jedoch bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Vielfältige weitere Fragestellungen lasen sich auf der Basis von Mikrozensusdaten untersuchen.

Als Beispiel einer neuen Nutzergruppe kann auf die höheren Schulen verwiesen werden. Sowohl für den Informatik- wie den Sozialkundeunterricht könnten Datensätze aus dem Mikrozensus, die vollkommen anonymisiert sind, zur Verfügung gestellt werden. Wenn Schulen dieses wertvolle Material im Unterricht verwenden, würde nicht nur der Unterricht lebendiger und informativer werden. Über Lehrer, Schüler und ihre Eltern würden große Bevölkerungsgruppen den Mikrozensus gründlicher kennen lernen und direkte Erfahrungen mit seinen Nutzungsmöglichkeiten machen.