Neuaufnahme der Arbeit

Aus Freiheit statt Angst!
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Betreff: Neuaufnahme der Arbeit - AK-weite Vorabinitiative
Message-ID: <<enkode>4AB626DB.8050807@vorratsdatenspeicherung.de</enkode>>

Hallo allerseits.

Wie bereits über ML in einer Antwort auf eine Initiative von Michael
(nochmals Dank) angekündigt, möchte ich die Strukturdebatte im AK jetzt
nach der Demo wieder aufnehmen. Abweichend vom dort gesagten mache ich
das nicht erst nach der Wahl in einer Woche, sondern schon heute. Unten
steht auch, wieso.

---

Ihr werdet mir sicher zustimmen, dass das Arbeitsklima im AK zur Zeit
schlecht ist. Das Verhältnis auf den Listen von echter Aktivität zu
Gemecker und Grundrauschen ist miserabel, und in aller Regel ist
Kompromissbereitschaft und Nachsicht nicht zu erkennen. Das sind denkbar
schlechte Voraussetzungen, um wichtige Fragen des AK zu beantworten, an
denen wir bereits zu besseren Zeiten gescheitert sind. Meine Vermutung
ist, dass wir mit dem erneuten Versuch ebenso grandios scheitern werden,
wenn wir nicht vorab - und nur darum geht es mir im Moment - etwas
grundsätzlich anderes versuchen.

Mein Ansatzpunkt dabei ist, die zuletzt in Wiesbaden angerissene Frage
nach der Identität des AK zu stellen, und erst mal nur die beantworten
zu lassen. Ich meine damit die Frage, ob der AK sich selbst eher als
zahlenmäßig großes Bündnis von Bürgerrechtlern verstehen will, das
selbständig Initiative ergreift und zur Umsetzung der Pläne auf die
assoziierten Orgas (Foebud etc.) zurückgreift, oder ob sich der AK im
wesentlichen zurückentwickelt zu seiner Entstehungsidee, also einer
Koordinierungsinstanz für die verschiedenen Orgas.
Ersteres wäre eine große, basisdemokratische Gruppierung mit vielen
gleichberechtigten Aktiven, die einfach 'etwas machen', aber sich mit
den bekannten Problemen auseinandersetzen müssen. Letzteres wäre dann
eine Rückentwicklung zu einem Kern-AK, in dem nur wenige Leute wirklich
aktiv sind, die dann aber ungestört um so effektiver arbeiten.

Ich hoffe dabei, dass diese Frage eindeutig zugunsten der ersten Option
beantwortet wird. Gleichzeitig muss dann aber dazu gesagt werden, dass
es ein 'weiter wie bisher' nicht geben kann. Alle, die beim AK mitmachen
wollen, müssen sich darüber klar werden, dass diese Grabenkämpfe enorme
Kräfte kosten und im Endeffekt nichts bringen, sondern nur dem
politischen Gegner nutzen. Es gilt dann die Botschaft zu vermitteln,
dass man es nie allen wird recht machen können, und das es immer Dinge
geben wird, die für den einen oder anderen nicht akzeptabel sind. Damit
muss man dann umzugehen lernen, oder die Konsequenzen ziehen.

Exemplarisch sei hier die immer wieder, und oft zu recht angemahnte
Transparenz genannt. Viel zu oft sind aber aus Reihen des AK
Informationen zu diesem und jenem eingefordert worden, die angeblich
gefehlt haben, aber durchaus mit einem gewissen Aufwand im Wiki o.ä. zu
finden gewesen wären. Hier schien mir manchmal ein völlig unangebrachtes
Anspruchsdenken vorzuherrschen, das die ohnehin schon aktiven Leute im
AK zusätzlich noch mit der Erwartungshaltung auf schön zusammengestellte
Informationssammlungen in mundgerechten Häppchen konfrontiert. So was
wirkt sich nicht gut auf die Arbeitsmoral aus, und die Zahl derer, die
wegen dieses Anspruchsdenkens lieber weniger oder gar nichts mehr
machen, ist besorgniserregend. Und Arbeitskreis bedeutet genau nicht,
andere für sich und die eigene Bequemlichkeit arbeiten zu lassen.
Das Transparenzthema selbst will ich hier und jetzt gar nicht erörtern,
sondern damit nur die o.g. Notwendigkeit von Kompromissbereitschaft und
Nachsicht illustrieren. Mit Maximalforderungen und Anspruchsdenken kann
man jede noch so gut aufgestellte Initiative an die Wand fahren. Meinem
Verständnis nach ist der AK kein Kommunikations- oder
Gruppendynamik-Experiment mit Selbstzweck, sondern ein
ergebnisorientiertes Bündnis von Menschen mit einer gewissen gemeinsamen
Sorge. Versuche von einzelnen Leuten, den AK für die Realisierung ihrer
Wunschvorstellungen von politischer Arbeit oder Kommunikationsstrukturen
zu nutzen, sollten sich zwingend an diesem Ziel orientieren und
entsprechend bewertet und eingegrenzt werden.

Ich sehe es insofern als erforderlich an, dass jeder einzelne über
unsere Ansprüche an uns selbst neu nachdenkt, und sich ehrlich fragt,
was uns als AK und ihm als Person wichtiger ist. Den Versuch, es allen
recht zu machen und all die guten Ideen zu vereinen und umzusetzen,
können wir wohl angesichts der Erfahrungen der letzten Monate und Jahre
getrost als gescheitert ansehen. So können wir nicht weitermachen, denn
die Zahl der AK-ler hat sich in erschreckendem Maße verringert. Das
haben wir zuletzt bei der Demo gesehen, wo wir definiv zu wenig aktive
Helfer hatten.

Mal davon ausgehend, dass diese Erkenntnisse im Kern auf Eure Zustimmung
treffen, sind wir - die Option 'Kern-AK mal verwerfend - gezwungen, an
dieser Stelle etwas zu unternehmen, wenn wir den AK erhalten wollen. Mir
schwebt da so etwas wie ein neu formulierter 'Ehren'-Kodex für AK-ler
vor, der die o.a. Tugenden (Eigeninitiative, Toleranz, Nachsicht,
Zielorientierung) angemessen ausformuliert. Das könnte dann - und
deswegen schreibe ich schon heute, und nicht erst nach der Wahl - Teil
der demnächst erforderlichen Neuanmeldung der AK-ler im Zuge der
Umstellung der Mailinglisten sein. Ob man das explizit im Sinne von
Nutzungsbedingungen macht oder nur als wohlfeile Absichtserklärung
formuliert, sei für den Moment hintenangestellt.

Meine Hoffnung dabei ist, die Rückbesinnung auf unser eigentliches Ziel
anzustoßen und eine moralisch legitimierte Basis dafür zu schaffen, wie
man mit Problemen und Streitigkeiten umgeht. Mit einer derartigen
Wertebasis, die jeder im AK anerkannt hat, können wir dann die
eigentlichen Lösungen für die Strukturfragen erarbeiten, die bei den
bisherigen Initiativen immer ungeschützt 'in der Luft hingen' und
ergebniswirksam angegriffen und totdiskutiert wurden.

Meinungen?

Mit freundlichen Grüßen

Kai-Uwe Steffens