Folder zur Videoüberwachung

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Folder „Videoüberwachung“
Projekt: "Videoüberwachung? Sicherheit geht anders!" - Folder zur Videoüberwachung
Kurzbe-
schreibung:
Informationsbroschüre über die ausufernde Videoüberwachung
Ansprechpartner: Patrick, kinra
Status: Folder ist fertig und im FoeBuD-Shop erhältlich

Text

Vorderseite

Videoüberwachung? Sicherheit geht anders!

400.000 Videoüberwachungsanlagen in Deutschland beobachten uns täglich – und von Jahr zu Jahr werden es mehr. Diese Broschüre liefert Fakten zu Wirksamkeit, Nachteilen und Alternativen.

Erste Innenseite

Geringer Nutzen

  • Videokameras verhindern keine Straftaten und helfen Opfern nicht. Selbst wenn jemand eine Videoübertragung in Echtzeit beobachtet, nimmt die Aufmerksamkeit des Betrachters einer amerikanischen Studie zufolge so schnell ab, dass schon nach wenigen Minuten die allermeisten Vorfälle nicht mehr bemerkt werden.[1]
  • Videoüberwachung schreckt Täter nicht von der Begehung von Straftaten ab. Eine ausführliche Studie im Auftrag des britischen Innenministeriums kommt zu dem Ergebnis, dass von 13 Videoüberwachungssystemen in verschiedensten Einsatzbereichen keine einzige Anlage Gewaltkriminalität oder Wohnungseinbrüche reduzierte. Einzig auf einem abgeschlossenen Parkplatz ging die Zahl der Kfz-Diebstähle zurück.[2]
  • Eine Untersuchung im Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe kommt zu dem Ergebnis, durch die Videoüberwachung sei "keine erhebliche Veränderung der Sicherheitslage in der Berliner U-Bahn zu erwarten."[3]
  • Videoüberwachung in Geschäften reduziert die Zahl der gestohlenen Waren nicht, so das Ergebnis englischer Studien.[4]
  • Videoaufzeichnungen helfen mitunter bei der Aufklärung von Straftaten, die sie nicht verhindern konnten. Die Verwendung als Beweismittel geschieht aber vergleichsweise so selten, dass Videoüberwachung die polizeiliche Aufklärungsquote insgesamt nicht erhöht - so das Ergebnis einer Londoner Vergleichsuntersuchung.[5] Die meisten Straftaten werden auf andere Weise aufgeklärt.
  • Videoüberwachung mindert nicht die Furcht, Opfer einer Straftat zu werden, und stärkt folglich auch nicht das Sicherheitsgefühl.[6]

Zweite und dritte Innenseite

Schädliche Auswirkungen

  • Videokameras führen oft dazu, dass Mitmenschen dem Opfer einer Straftat nicht zu Hilfe kommen, weil sie mit dem Eintreffen der Polizei rechnen - in der Regel zu Unrecht, denn die meisten Videokameras sind Bandaufzeichnungen oder Attrappen.[7]
  • Unter Videoüberwachung vermeiden Menschen unbefangene, kreative, individuelle Verhaltensweisen, um nicht aufzufallen. Dadurch entsteht zunehmend eine gleichförmige Gesellschaft. Besonders schädlich sind automatisierte Verhaltenserkennungssysteme, die bei "ungewöhnlichem Verhalten" Alarm schlagen.
  • Es verletzt unsere Privatsphäre, wenn unser Verhalten beobachtet und aufgezeichnet wird, ohne dass wir dazu Veranlassung gegeben haben. Der Kuss am Bahnhof darf nicht gefilmt, eine private SMS nicht per Kamera-Zoom mitgelesen werden.
  • Video-Überwachungssysteme werden zweckentfremdet. Eine deutsche Volksbank nutzte ihre Videoaufzeichnung, um der Mutter eines Kleinkinds Reinigungskosten in Rechnung stellen zu können.[8] In Großbritannien wird Videoüberwachung genutzt, um Geschwindigkeitsverstöße festzustellen und Personen zu ermahnen, die Müll wegwerfen.[9] Einer britischen Studie zufolge werden bewegliche Videokameras dazu genutzt, um voyeuristisch Frauen zu beobachten.[10] Nicht selten tauchen Bilder von Überwachungskameras später im Internet oder im Fernsehen auf - ohne Einwilligung der Betroffenen.
  • Die hohen Kosten von Video-Überwachungssystemen binden Mittel, die dann für sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und Lebensqualität fehlen (siehe die Seite "Alternativen"). Video-Überwachungssysteme werden zum Anlass genommen, Personal einzusparen, etwa bei Polizei, auf Bahnhöfen und in Geschäften. Braucht jemand Hilfe, findet er dann keine Ansprechpartner mehr.
  • Videoaufzeichnungen führen mitunter zu schweren Fehlern. So musste der Hausmeister Donald Stellwag mehrere Jahre im Gefängnis verbringen, weil man meinte, ihn auf der Videoaufzeichnung eines Banküberfalls zu erkennen. Die Videobilder erschienen so überzeugend, dass acht Zeugen, die Stellwag zur Tatzeit an einem anderen Ort gesehen hatten, nicht geglaubt wurde. Erst nach acht Jahren gestand der wahre Täter und Stellwag kam frei. Stellwag wurde von Mitgefangenen gedemütigt, litt während der Haftzeit an einem Gehirntumor, erkrankte an Diabetes und ist seit seiner Entlassung dauerhaft erwerbsunfähig.[11]

Vorsicht: Falsche Zahlen (Kasten)

Viele Statistiken, die zur Rechtfertigung von Video-Überwachungssystemen angeführt werden, halten einer Überprüfung nicht stand:

  • Viele Untersuchungen werden nicht von einer unabhängigen Stelle durchgeführt, sondern von der Stelle, die Videoüberwachung gerne einsetzen würde.
  • Viele Untersuchungen vergleichen die Kriminalitätsentwicklung in überwachten Bereichen nicht mit einem Vergleichsbereich. Sinkt die Kriminalität allgemein, wird dies fälschlich der Videoüberwachung zugeschrieben.
  • Viele Untersuchungen lassen außer Acht, dass die Einrichtung von Video-Überwachungssystemen oft mit verbesserter Beleuchtung und baulichen Maßnahmen einher geht. Sinkt die Kriminalität nun, wird dies fälschlich der Videoüberwachung zugeschrieben.
  • Viele Untersuchungen erstrecken sich auf einen zu kurzen Zeitraum und lassen auf dauerhafte Effekte nicht schließen.
  • Vielen Untersuchungen fehlt ein Vergleichsgebiet, auf dem Alternativen getestet werden, z.B. bauliche Maßnahmen und verbesserte Beleuchtung.

Außenseite

Alternativen

  • Wo Straftaten verhindert werden sollen, kann mehr Personal, mehr Präsenz und eine verbesserte Erreichbarkeit von Nutzen sein. Das gilt sowohl für befürchtete Sachbeschädigungen und Diebstähle als auch für Belästigungen von Anwohnern.
  • Eine britische Studie zeigt, dass eine verbesserte Beleuchtung  - im Gegensatz zu Videoüberwachung - die Zahl der begangenen Straftaten um durchschnittlich 20% reduziert.[12]
  • Wo eine "Szene" unerwünschter Personen verdrängt werden soll, sind alternative Freizeitangebote für Jugendliche sowie Hilfsangebote für Drogenabhängige sinnvoll, ebenso Maßnahmen zur Revitalisierung von Stadtvierteln.
  • Wo das Sicherheitsgefühl von Bürgern gestärkt werden soll, sollte die Beleuchtung und Übersichtlichkeit von Plätzen verbessert und sollten sichtbare Zeichen der Verwahrlosung beseitigt werden.

Rückseite

Weitere Informationen

Der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern in über 50 Ortsgruppen, der sich gegen den regelrechten Sicherheitswahn und die ausufernde Überwachung einsetzt. Wir wollen in einer Welt leben, in der man sich unbefangen für seine Rechte und eine gerechte Gesellschaft einsetzen kann, ohne sich ständig überwacht und beobachtet zu fühlen. Wenn Sie weitere Informationen über uns erhalten oder aktiv werden möchten, besuchen Sie unsere Internetseite

www.vorratsdatenspeicherung.de

oder schreiben Sie uns eine E-Mail an

kontakt@vorratsdatenspeicherung.de.

Die in dieser Broschüre zitierten Studien finden Sie im Internet unter

wiki.vorratsdatenspeicherung.de/Flyer/Videoüberwachung.

Fußnoten

(nicht abdrucken, nur online)

Informationsquellen

Bilder

Wir brauchen noch freie Fotos, auf denen Menschen ins "Fadenkreuz" genommen werden, die etwas privates tun etc. Einfach thematisch passende Bilder, die Sympathie erwecken.