Infostand in Leipzig am 8. September 2007

Aus Freiheit statt Angst!

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Der folgende Bericht beschreibt die Ereignisse vor, während und nach dem von der Ortsgruppe Leipzig organisierten Infostandes am 8. September 2007 in der Leipziger Innenstadt. Wir orientierten uns bei der Organisation unseres Infostandes an bereits vorangegangenen Aktionen wie bspw. in Dresden.

Inhaltsverzeichnis

Vorbereitung

Eine erste kleine Hürde war hier die Genehmigung: Anders als in Dresden liess das hiesige Marktamt, welches für die angedachte Fläche vor der Nikolaikirche in Leipzig zuständig war, nicht die Form "Demo ohne Aufzug" durch, sodass wir für 10qm Stellfläche insgesamt knapp 61 Euro (10 Euro Bearbeitungsgebühr + 5.11 Euro pro qm) bezahlen sollten. Nach persönlicher Rücksprache ließ sich dieser Betrag aber zum Glück auf ca. 15 Euro reduzieren (10 Euro Bearbeitungsgebühr + 0.51 Euro pro qm). Man sagte uns, dass, sofern wir Gemeinnützigkeit nachweisen könnten, also der AK Vorrat ein eingetragener, gemeinnütziger Verein werden und sich beim jeweiligen Finanzamt eine Bescheinigung zur Steuerfreiheit holen würde, lediglich die Verwaltungsgebühr anfällt. Nun denn, beim nächsten Mal sind wir schlauer...

Die sonstige Vorbereitung verlief ansonsten weitesgehend reibungslos. Wir besorgten uns preiswerte T-Shirts zum Bedrucken und orderten in größeren Mengen Flyer und Plakate. Eines unserer Mitglieder war in der Lage, ein kleinen Lieferwagen, sowie Stühle und Tische zu besorgen und dachte auch daran, schnell noch ein Partyzelt 3x3qm einzukaufen. Gerade letzteres erwies sich als absolut unabdingbar, da wir während unserer Standzeit zw. 12 und 17 Uhr mehrmals von Regen überrascht wurden. Wir bastelten nach dem Dresdner Vorbild ebenfalls zwei Papp-Kameras mit Überwachungslogo auf beiden Seiten. Ein Mitglied aus der Ortsgruppe Kassel brachte am Tage der Durchführung zu unserem Entzücken auch noch zwei kleine Pappkameras und ein großes Banner zum Aufhängen mit, welches wir uns von den Kollegen aus München leider nicht rechtzeitig schicken lassen konnten.

Wichtig erschien uns neben den allgemeinen Plakaten auf dem A4-Infoblatt noch einen kurzen Vermerk zu unserer Ortsgruppe in Leipzig zu hinterlegen, damit interessierte Personen mit uns in Kontakt treten konnten. Da keines der Infoblätter / Flyer eine unbedruckte Rückseite aufwies, entschieden wir uns dazu, die Daten auf weißem Papier auszudrucken, mit einer Schneidemaschine zu zerteilen und fix mit dem Prittstift auf das A4-Infoblatt aufzukleben. Das hielt erstaunlich gut und war sehr schnell gemacht.

Aufbau

Der Aufbau dauerte etwa anderhalb Stunden. Problematisch erwiess sich, dass auf dem Bodenbelag, auf dem wir unsere auf A3 vergrößerten, laminierten Aufrufe befestigen wollten, zunächst nichts halten wollte. Ein Mitglied von uns besorgte daraufhin im nächstgelegenen Bastelladen kleine Rundhölzer und ein Schnitzermesser, um somit einige Plakate in die Fugen zwischen den Pflastersteinen zu befestigen. Dies ergänzte die Aufmerksamkeitsschwerpunkte für Passanten zusätzlich zu den später doch noch befestigten Bodenplakaten.


Durchführung

Die Durchführung war mehr oder weniger geprägt vom Wetter - denn damit stand und fiel die Lust der angesprochenen Passanten, sich mit uns zu beschäftigen. Der Infostand selbst diente im Verlauf mehr als Basis für die Aufnahme neuen Infomaterials, nur sehr wenige Passanten kamen direkt zu uns hierher. Die meisten Interessierten konnten nur durch direkte Ansprache "geworben" werden - wobei sich nach persönlicher Einschätzung ca. 30% der Angesprochenen komplett desinteressiert zeigte und keine Unterhaltung zustande kam. Aus den Reaktionen heraus hörte man, dass die wenigsten etwas mit dem Wort "Vorratsdatenspeicherung" anfangen konnten. Dementsprechend war mein persönlicher Eingangssatz auch zumeist "Haben Sie eine Minute Zeit für mich? [Antwort] Haben Sie den Begriff Vorratsdatenspeicherung schon einmal gehört? ..." - dabei bin ich bei Passanten in Eile auch schonmal ein Stück des Weges "mitgelaufen" oder habe verirrte Touristen versucht, den Weg zu leiten.

Insgesamt weniger kontakt-anbahnend erwiesen sich die Pappkameras, auch wenn man den Leuten direkt hinterherschritt. Da ein Reden aus dem Karton heraus schwer möglich war, oblag das dem Begleiter. Und da war auch schon das nächste Problem: Da unsere Pappkameras nur eine Öffnung nach vorne hatten, war für den "Kameramann" schwer, Seitwärtsbewegungen des Begleiters aufzuschnappen bzw. keine anderen Passanten bei der Jagd anzurempeln.

Auswertung

Ohne genaue Zahlen zu kennen haben wir gefühlsmäßig relativ viel Material an den Mann / an die Frau gebracht. Bei einigen Pärchen war es in der Tat einfacher, der Frau das Material zum späteren Lesen fix in die Hand zu drücken, als dem männlichen Part. Jüngere Passanten und Passanten mittleren Alters (bis etwa 30 - 35) waren tendenziell dem Thema eher aufgeschlossen, zumindest hatten die meisten von ihnen schon den Begriff einmal gehört, wenn sie die Tragweite auch nicht korrekt beschreiben konnten.

Einige interessantere Kontakte kamen dabei auch zu Stande - bspw. wurde ein Mitglied von uns von einem Mitarbeiter des Stasi-Museums in der Runden Ecke bzgl. einer möglichen Zusammenarbeit mit einer dort organisierten Bürgervereinigung angesprochen. Hieraus könnte sich in Zukunft noch mehr Publicity gewinnen lassen, da das Museum in und über Leipzig hinaus ein Begriff ist.

Es ist zu erwarten, dass die Mehrzahl der angesprochenen Passanten sich weiterhin eher passiv verhalten. Es bleibt dabei aber zu hoffen, dass sich durch die Beschäftigung mit dem Thema innerhalb der Familie und dem Freundes- bzw. Bekanntenkreises dennoch mehr Leute insgesamt nachträglich erreicht werden können, auch wenn dies sicher nicht nachgeprüft werden kann.

Fotos vom Infostand

Einige Fotos vom Infostand

Interessante Gespräche

  • Zwei aus der Schweiz kommende Touristinnen mittleren Alters waren sehr erschrocken darüber, wie der Datenschutz hier in Deutschland abgebaut wird. Sie betonten, dass in der Schweiz der Datenschutz als sehr wichtig gilt und streng gehandhabt wird und wünschten uns viel Erfolg bei unserer Arbeit; "Und machen Sie so viel Druck als möglich!".
  • Ein interessierter Herr um die Mitte Vierzig suchte die Diskussion. Er betonte doch die Zweischneidigkeit der Datenspeicherung, da dadurch Menschenleben gerettet werden könnten, es also auch was gutes hätte. Darüber aufgeklärt, dass es Verschlüsselungstechniken gibt, dass (gerade in Leipzig) trotz Kameraüberwachung (die ja angeblich auch zur Sicherheit beiträgt) kleine Kinder vergewaltigt und getötet werden (Stichwort "Mitja") und dass es ja (wie grade in den Medien aktuell) auch ohne Vorratsdatenspeicherung zu Aufklärungsfällen kam, meinte er: "Gut, vielen Dank, Sie haben mich jetzt ein ganzes Stück weitergebracht."
  • Erfreulich war das 20 bis 30jährige, dem linken Genre zuzurechnende Publikum: "Ja das ist doch Mist, da müssen wir was gegen tun. Los her damit [mit der Vollmacht]! Ja, kostenlos, super!"
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