Freedom Not Fear 2008/Berlin de/Reden/Grauduszus

Aus Freiheit statt Angst!
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Version vom 24. November 2008, 23:19 Uhr von Nic (Diskussion | Beiträge)
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Rede von Martin Grauduszus (Demo 11.10.2008 in Berlin „Demo Freiheit statt Angst“)

Liebe Mitstreiter an dieser Bürgerrechtsdemo, liebe Freunde!

Vielen Dank, das ich hier und heute zum Thema Vorratsdatenspeicherung im Gesundheitswesen sprechen darf. Ich bin der Präsident der Freien Ärzteschaft, aber in erster Linie spreche ich heute zu Ihnen und Euch als Arzt. Diesen Beruf übe ich seit 25 Jahren aus, zunächst im Krankenhaus und seit mehr als 16 Jahren als Hausarzt in Erkrath bei Düsseldorf.

Als Arzt tritt man an, um den Menschen umfassend zu helfen, um ihnen bei ihren gesundheitlichen Problemen, ihren Sorgen und Nöten zur Seite zu stehen. In diesem ganz spezifischen zwischenmenschlichen Verhältnis konnte bislang Ur-Vertrauen gelebt werden, zwischen Patienten und Arzt. Das Arzt-Patienten-Verhältnis war durch die ärztliche Schweigepflicht geschützt! Das soll jetzt anders werden.

Die ärztliche Schweigepflicht, dieses unverzichtbare Bollwerk einer verantwortungsvollen Untersuchung und Behandlung wird derzeit in menschenverachtender Manier sturmreif geschossen!

Von Staats wegen eingesetzte praxisferne Technokraten und so genannte Gesundheitsökonomen haben in ihrem Bürokratie- und Regulierungswahn unserem Gesundheitswesen bereits fast irreparable Schäden zugefügt. Jetzt greift der Staat in einer geradezu wahnhaften Gier nach Daten abermals in die Gesundheitsversorgung ein!

Das Instrument für das staatliche Überwachungsprojekt heißt elektronische Gesundheitskarte! Mit einem kleinen Chip, auf einem kleinen Stück Plastik soll nach dem Willen unserer Politiker das, was ärztliches Tun ausmacht, außer Kraft gesetzt werden: das Menschliche, die Privatsphäre und die Intimsphäre – und das schon genannte UrVertrauen - bleiben auf der Strecke!

Mit dieser eCard wird der Mensch zum Datenkörper, ein gläsernes Konstrukt aus Bits und Bytes.

Entgegen aller Beteuerungen erhält der Patient seine informationelle Selbstbestimmung damit nicht. Die Daten werden nicht auf dem Karten-Chip gespeichert, sondern sie werden in Wahrheit auf Großrechnern im Netz zusammengeführt. Das nenne ich Vorratsdatenspeicherung in verwerflichster Rein-Kultur!

Liebe Mitstreiter, der Patient verkommt als Datenkörper – staatlich gewollt – zur Verfügungsmasse von Behörden, Versicherungen und nicht zuletzt die Gesundheitsindustrie. Mit der Maxime der industrialisierten Gesundheitsversorgung will man sich an dieser gigantischen Vernetzung bereichern. Welch ein Szenario: der Arbeitgeber sortiert per Mausklick seinen Mitarbeiter aus, der sich in nervenärztlicher Behandlung befindet. Versicherungen teilen via Bildschirm ihre Kunden in Risikoklassen und der Aids-Patient ist im Netz dem allgemeinen Begaffen ausgeliefert. Das alles wollen wir nicht, liebe Mitstreiter! Das alles dürfen wir unter gar keinen Umständen zulassen!

Und deshalb ermuntere ich Euch im Namen der ‚Freien Ärzteschaft’ sehr eindringlich: Machen wir weiter im Kampf gegen die Vorratsdatenspeicherung, ob in der Telekommunikation, der Überwachung oder im Gesundheitswesen! Wir haben einen großen Vorrat an Gemeinsamkeiten! Für das Gesundheitswesen gemeinsam im Bündnis ‚Stoppt die eCard’.

Wehren wir uns gemeinsam gegen Staats-Willkür und Daten-Gier! Der Mensch mit seinem informationellen Selbstbestimmungsrecht und allen daraus erwachsenden ethischen Anforderungen steht dabei für uns im Mittelpunkt!

Siehe auch

weitere Reden am 11.10.2008