Lesen gegen Überwachung \\ Unser Beitrag zum Safer Internet Day

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WWR-Text Snowden-Lesung


Non-Fiction

  • Bundesverfassungsgericht: Volkszählungsurteil (1983) (Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung)

„Wer unsicher ist, ob abweichende Verhaltensweisen jederzeit notiert und als Information dauerhaft gespeichert, verwendet oder weitergegeben werden, wird versuchen, nicht durch solche Verhaltensweisen aufzufallen. […] Dies würde nicht nur die individuellen Entfaltungschancen des Einzelnen beeinträchtigen, sondern auch das Gemeinwohl, weil Selbstbestimmung eine elementare Funktionsbedingung eines auf Handlungsfähigkeit und Mitwirkungsfähigkeit seiner Bürger begründeten freiheitlichen demokratischen Gemeinwesens ist.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Volksz%C3%A4hlungsurteil https://web.archive.org/web/20101116085553/http://zensus2011.de/fileadmin/material/pdf/gesetze/volkszaehlungsurteil_1983.pdf

  • Bauman, Zygmunt und Lyon, David: Daten, Drohnen, Disziplin - Ein Gespräch über flüchtige Überwachung (suhrkamp, 2013) [Liquid Surveillance: A Conversation]

Das Thema Überwachung ist allgegenwärtig: Wir werden in der U-Bahn gefilmt, machen Privates auf Facebook öffentlich, Minidrohnen werden bald so billig sein, dass Neugierige ihre Nachbarn ausspionieren können. All das ist nicht nur für die Politik eine Herausforderung, sondern auch für die Soziologie. In dem in diesem Band dokumentierten Gespräch unternehmen Zygmunt Bauman und David Lyon, der Begründer der “Surveillance Studies“, den Versuch, Foucaults Idee des Panopticons und Deleuze‘ Überlegungen zur Kontrollgesellschaft auf den neuesten Stand der Technik zu bringen.

Mit unserem Sammelband zum NSA-Überwachungsskandal wollen wir die Debatte weiterführen, die Entwicklungen und Leaks aus verschiedenen Perspektiven und Blickwinkeln national und international reflektieren, was da genau passiert und vor allem: Was daraus zu lernen ist und wie wir unser Netz und unsere Privatsphäre von den Geheimdiensten und der allumfassenden Überwachung unserer digitalen Kommunikation zurückerobern können. Mit Beiträgen von Erik Albers, Markus Beckedahl, Yochai Benkler, Benjamin Bergemann, Kai Biermann, Caspar Bowden, Ian Brown, Andreas Busch, Johannes Caspar, Gabriella Coleman, Kirsten Fiedler, Georg C. F. Greve, Richard Gutjahr, Dirk Heckmann, Arne Hintz, Christian Humborg, Rikke Frank Jørgenson, Jan-Peter Kleinhans, Torsten Kleinz, Constanze Kurz, Daniel Leisegang, Lorenz Matzat, Andre Meister, Erich Moechel, Glyn Moody, Annette Mühlberg, Pranesh Prakash, Frank Rieger, Katitza Rodriguez, Anne Roth, Alexander Sander, Peter Schaar, Bruce Schneier, Edward Snowden, Thomas Stadler, Felix Stalder, Richard Stallman, Moritz Tremmel, Ot van Daalen, Thilo Weichert, Rüdiger Weis, Krystian Woznicki, Jillian C. York und Jérémie Zimmermann.

  • Colin Crouch: Postdemokratie (2005) [Post-democracy]

»Postdemokratie«: Dieser Begriff des Politikwissenschaftlers Colin Crouch wurde nach dem Erscheinen der Originalausgabe seines Buches zum Kristallisationspunkt der Debatte um Politikverdrossenheit, Sozialabbau und Privatisierung. Crouch hat dabei ein politisches System im Auge, dessen demokratische Institutionen zwar weiterhin formal existieren, das von Bürgern und Politikern aber nicht länger mit Leben gefüllt wird. Der polemische Essay, der in Italien und Großbritannien bereits als Klassiker der Gegenwartsdiagnose gilt, liegt nun endlich auch in deutscher Übersetzung vor.

  • Greenwald, Glenn: Die globale Überwachung - Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen (2014) [No Place to Hide: Edward Snowden, the NSA, and the U.S. Surveillance State]

Im Juni 2013 veröffentlichte Glenn Greenwald die ersten NSA-Dokumente aus dem Archiv des Whistleblowers Edward Snowden. Seitdem werden immer bedrohlichere Details des globalen Spionagesystems der amerikanischen Geheimdienste aufgedeckt. Nun bringt Greenwald anhand einer Fülle von exklusiven, nie zuvor publizierten Geheimdokumenten das ganze Ausmaß der Massenüberwachung ans Licht. Alles und jeder wird ausgespäht, die Bevölkerung steht unter Kollektivverdacht. Meinungsfreiheit wird im Namen der Sicherheit unterdrückt, und es gibt keine Privatsphäre mehr – nirgends.

  • Han, Pyong-ch‘ol: Transparenzgesellschaft (2012)

Kaum ein anderes Schlagwort beherrscht heute den öffentlichen Diskurs so sehr wie die Transparenz. Sie wird vor allem im Zusammenhang mit der Informationsfreiheit emphatisch beschworen. Wer aber die Transparenz allein auf moralischer Ebene thematisiert und sie etwa auf Fragen der Korruption reduziert, verkennt ihre Tragweite. Die Transparenz ist ein systemischer Zwang, der die gesamten gesellschaftlichen Prozesse erfasst und sie einer gravierenden Veränderung unterwirft. Das gesellschaftliche System setzt heute all seine Prozesse einem Transparenzzwang aus, um sie zu operationalisieren und zu beschleunigen. Der Imperativ der Transparenz macht uns außerdem zu Sklaven der Sichtbarkeit. Die Transparenzgesellschaft ist eine pornografische, ausgestellte Gesellschaft. Sie manifestiert sich gleichzeitig als eine Kontrollgesellschaft. Das Internet als Raum der Freiheit erweist sich als ein digitales Panoptikum. Hans neuer Essay geht den Illusionen und Gefahren nach, die mit dem Paradigma der Transparenz verbunden sind.

  • Kurz, Constanze u.a.: Die Datenfresser - Wie Internetfirmen und Staat sich unsere persönlichen Daten einverleiben und wie wir die Kontrolle darüber zurückerlangen (2011)

Die Experten für Informationssicherheit, Constanze Kurz und Frank Rieger, weisen uns den Weg zu einer neuen digitalen Mündigkeit. Sachkundig und verständlich erklären sie, was sich hinter den Benutzeroberflächen tatsächlich verbirgt. Aus dem Strom scheinbar harmloser Daten, die wir tagtäglich im Netz hinterlassen, werden geldwerte Informationen geschöpft, deren Ausmaß und Gehalt wir uns gar nicht vorstellen können. Ob der Staat oder Google, alle bedienen sich am Datensatz Mensch. Es ist an der Zeit, das eigene digitale Schicksal wieder selbst in die Hand zu nehmen.

  • Kurz, Constanze: Der maschinenlesbare Mensch (2010)

Ein Aufriss über die technischen Überwachungsmöglichkeiten aus 2010. Intelligente vernetzte Videoüberwachung mit dauerhafter Speicherung, akustische Überwachung mit automatischer Transkription und Emotionsauswertung, ebenfalls dauerhaft archiviert. Der Aufriss führt zu der Warnung: Die Frage ist nicht, ob jemand etwas zu verbergen hat, sondern ob er in den Fokus der Aufmerksamkeit gerät. "Dann hängt es nur noch von der Gnade oder den Absichten der Auswerter ab, welche Folgen es für den Einzelnen hat, dass seine individuelle Existenz lückenlos transparent gemacht wird." z.B. um "politisch unliebsame Bestrebungen zu unterdrücken". http://www.monde-diplomatique.de/pm/2010/08/13/a0039.text.name,ask4NNpbB.n,0

  • Leipziger Kamera (Hg): Kontrollverluste - Interventionen gegen Überwachung (2009)
    • Ulf Treger: "Das Monster beschwören. Die Problemstellen derzeitiger Überwachungskritik", S. 101-106

Das Buch versammelt Beiträge zu Fragen einer emanzipatorischen und praktischen Kritik an der aktuellen Überwachungsgesellschaft. Es führt sehr unterschiedliche Strategien und Perspektiven der linken Überwachungskritik zusammen. Kritische WissenschaftlerInnen, AktivistInnen und Initiativen stellen theoretische, aber vor allem strategische und aktionsorientierte Überlegungen an, reflektieren ihre Handlungserfahrungen und beleuchten Probleme und Potenziale von Bewegung(en) gegen immer mehr Überwachung und Kontrolle.

  • Rieger, Frank: Von Daten und Macht - Essay (bpb APuZ 15-16/2013)

http://www.bpb.de/apuz/157538/von-daten-und-macht-essay?p=all

  • Spitz, Malte: Was macht ihr mit meinen Daten? (2014)

Malte Spitz ist Spitzenpolitiker der Grünen und Digital Native. Während alle nur theoretisch über Datenschutz diskutieren, will er es genau wissen. Wer hat welche Information über mich gespeichert, wer verarbeitet welche Angaben über mein Leben? Er wagt eine Expedition zu den Orten, an denen sonst keiner hartnäckig nachfragt: Behörden, Mobilfunkanbieter, Krankenkassen, Datenbanken und Rechenzentren. Denn wer auch immer unsere Daten sammelt, gewinnt Macht über uns. Der Datenschutz ist deshalb die zentrale Machtfrage des 21. Jahrhunderts. Malte Spitz liefert die längst überfälligen Grundlagen für eine Diskussion, die gerade erst an ihrem Anfang steht.

  • Weizenbaum, Joseph: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft (1976) [Computer Power and Human Reason: From Judgment To Calculation]

„In diesem Buch geht es nur vordergründig um Computer“ – das ist der erste Satz eines Werks, dessen Titel das Gegenteil suggeriert. In der Tat hat Joseph Weizenbaum Grundsätzliches im Visier: die Autonomie des Menschen gegenüber der Technik, den gesunden Menschenverstand und nicht zuletzt den politischen Willen, den es braucht, um die Sachzwänge und Verselbstständigungstendenzen der Rechenmaschinen im Zaum zu halten. „Ich bin kein Computerkritiker“, entgegnete Weizenbaum stets, wenn er als solcher tituliert wurde, „Computer kann man nicht kritisieren. Ich bin Gesellschaftskritiker.“ Weizenbaum, der seine Autorität und sein Wissen aus der Tatsache zog, dass er als Computerexperte zu den Pionieren der Branche gehörte, stellt die Arbeitsweise des Rechners der menschlichen Vernunft gegenüber und skizziert die Entwicklung von „judgement“ zu „calculation“, also von einem komplexen, intuitiven Urteilen zum reinen Berechnen. Was auf dem Weg von der analogen zur digitalen Wahrnehmung an Wahrheit verloren geht, versucht dieses Buch festzuhalten. Eine eindringliche Warnung an die Adresse einer technokratischen Gesellschaft.

Fiction

  • Asimov, Isaac: Das Chronoskop (1956) [The dead past]

Seit vielen Jahren schon hält die Regierung eine revolutionäre Erfindung unter Verschluß. Das Chronoskop! Eine Zeitmaschine, mit der man indirekte Zeitreisen unternehmen kann. Das Chronoskop ermöglicht Rückblicke in die Vergangenheit, läßt vergangene Geschichte in Bild und Ton vorbeiziehen. Der Traum eines jeden Historikers scheint in Erfüllung zu gehen. Da die Regierung dem Historiker Potterley jedoch den Zugang zum Chronoskop verweigert, schließt dieser mit einem jungen und neugierigen Wissenschaftler eine Allianz, um selbst ein Chronoskop zu entwickeln. Das hat fatale Folgen.

Die Vereinigten Staaten von Amerika in naher Zukunft: Nukleare Katastrophen haben bei vielen Menschen zu einer Sterilität geführt. Es kommt zu einem Staatsstreich durch die Söhne Jakobs, eine christlich-fundamentalistische Gruppierung. Der Präsident und alle Mitglieder des Kongresses werden ermordet und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Die Armee erklärt den Notstand, Zeitungen werden zensiert und Straßensperren eingerichtet. Es kommt zur Gründung der Republik Gilead. Dabei wird insbesondere die Stellung der Frau neu definiert: Frauen dürfen kein Eigentum besitzen und haben sich dem Mann vollständig unterzuordnen. Ihr Eigentum fällt an den nächsten männlichen Verwandten. Die einzige Aufgabe und Pflicht der Frau ist das Gebären von Kindern.

  • Bradbury, Ray: Fahrenheit 451 (1953)

„Fahrenheit 451“ ist die Temperatur, bei der „Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt“. In Ray Bradburys Zukunftsvision ist die Feuerwehr nicht mehr mit Wasserspritzen ausgerüstet, sondern mit Flammenwerfern, die genau diesen Hitzegrad erzeugen, um die letzten Zeugnisse individualistischen Denkens – die Bücher – zu vernichten. Da beginnt der Feuerwehrmann Guy Montag, sich Fragen zu stellen.

  • Brunner, John: Der Schockwellenreiter (1975) [The shockwave rider]
  • Brunner, John: Morgenwelt (1968) [Stand on Zanzibar]
  • D'Argyre, Gilles: Die Herrschaft des Zufalls (1968) [Le Sceptre du hasard]

Die Methoden der Meinungsforschung sind sehr subtil geworden, Abstimmungen werden überflüssig. Der Computer sucht die Personen aus, die im Charakterbild dem Wählerwillen am nächsten kommen. Im Losverfahren wird dann der "Herrscher" ermittelt.

  • Dick, Philipp K.: Do Androids Dream of Electric Sheep? 1968 Erscheint in Deutschland unter dem Titel "Bladerunner", Vorlage zum gleichnamigen Kinofilm.
  • Dick, Philipp K.: Eine andere Welt. 2004, München. Englisches Original: Flow my tears the policeman said, 1974.
  • Doctorow, Cory: Little Brother (Creative Commons); Gemeinfreie deutsche Übersetzung: https://archive.org/details/LittleBrotherByDoctorowdeutsch

Marcus Yallow ist zwar noch jung, aber er ist bereits ein Held. Ein Hacker und Untergrundheld, um genau zu sein. Denn Marcus hat zusammen mit anderen Jugendlichen beschlossen, den Kampf gegen einen scheinbar allmächtigen Überwachungsstaat aufzunehmen. Als Marcus eines Tages einen USB-Stick voll streng geheimer Regierungsdaten zugespielt bekommt, steht er vor der Entscheidung seines Lebens – denn wenn er diese Daten veröffentlicht, bricht die Hölle los.

  • Doctorow, Cory: Homeland (Creative Commons)
  • Eggers, Dave: The Circle. 2014
  • Hillenbrand, Tom: Drohnenland. Kriminalroman. 2014
  • Huxley, Aldous: Brave New World. 1932 (Deutsch: Schöne Neue Welt)
  • Kafka, Franz: Der Bau (Gemeinfrei)
  • Kafka, Franz: In der Strafkolonie (Gemeinfrei)
  • Kafka, Franz: Der Prozess. Berlin, 1925. Unzählige Ausgaben. (Gemeinfrei)
  • Lem, Stanislaw: Memoiren, gefunden in der Badewanne. Frankfurt, 1979. Polnisches Original von 1961.
  • Orwell, George: Nineteen Eighty-Four. London, 1949. (Deutsch: 1984)
  • Samjatin, Jewgenij: Wir. 1920. Mittlerweile: unzählige Auflagen.
  • Zeh, Juli: Corpus Delicti. Ein Prozess. Frankfurt am Main 2009. Schöffling und Co.

Weitere

Ungeeignet?

  • Dick, Philipp K.: Der dunkle Schirm (1977) [A scanner darkly] (Anmerkung: Es geht hier vorrangig um Drogenkonsum und dessen Folgen sowie Verschwörungstheorien, am Rand um Infiltration. Passt nicht ins Thema "Massenüberwachung".)

Substanz T oder ›langsamer Tod‹ heißt eine neue Droge, die ins Orange County eingeschleust wird. Bob Arctor – alias Fred – ist Junkie und Geheimagent der Drogenfahndung, und damit er nicht auffliegt, beginnt er, auch mit Substanz T zu experimentieren, bis er merkt, dass seine beiden Identitäten gegeneinander agieren.

Gliederungsvorschläge

Größeren Zusammenhang aufzeigen

  • Greenwald, Glenn: Die globale Überwachung (2014) - Textausschnitte (siehe auch Details)
  • Weizenbaum, Joseph: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft (1978) - Textausschnitte
  • Bauman, Zygmunt und Lyon, David: Daten, Drohnen, Disziplin - Ein Gespräch über flüchtige Überwachung (2013) - Textausschnitte

Gesamteindruck zu Massenüberwachung geben

  • Einleitung/Überblick zu Massenüberwachung
  • Die Überwacher - Wer sammelt was?
  • Zweck und Risiken der Massenüberwachung
  • Aussicht und Gegenmaßnahmen

Materialien