Der Kleine Überwachungsladen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Freiheit statt Angst!
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 161: Zeile 161:
  
 
*Abschlussbericht Rana
 
*Abschlussbericht Rana
 +
 +
 +
 +
 +
- Abschlussbericht Rana -
 +
 +
 +
Vom 1. bis zum 25. Dezember 2007 durften wir in einer Galerie vorübergehend den Kleinen Überwachungsladen einrichten. Das Geniale daran war, dass wir hier sozusagen "geschützt" üben konnten, ohne Erfolgszwang. Die Galerie wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Mein Bericht ist unbedingt unter diesem Aspekt zu sehen, da vieles mit finanziellen Verpflichtungen anders hätte laufen müssen.
 +
 +
Die Ausstattung war schnell zusammen: Transparent und Poster, DVD-Player und Fernseher, jeder steuerte etwas bei. Nicht fehlen durften die Schilder der Kunstaktion und später die großen Leuchttransparente.
 +
 +
Die ersten Tage waren geprägt von den Vorbereitungen für die bundesweiten Kundgebungen. Es wurde gewerkelt, diskutiert und gechattet. Es ging zu wie in einem Ameisenhaufen, jeder hatte seine Aufgabe. Da uns Zeit und Leute fehlten, pappte bald ein Zettel "Flyer-Verteiler gesucht" am Fenster. Und wirklich - es kamen Studenten und andere junge Leute und nahmen die Flyer gleich stapelweise mit.
 +
 +
Bald hing auch das Programm im Fenster. Die Workshops kamen besonders gut an, jeder wollte Schäublonen schneiden, T-Shirts bedrucken oder alles über Verschlüsselung erfahren. Die Filmabende waren weniger gut besucht.
 +
 +
In dieser Zeit fanden auch die Ortsgruppen-Treffen im Laden statt. Sie wurden sozusagen "live" in den Chat "übertragen", was nicht nur für die Berliner interessant war. So einen Laden hätten andere Ortsgruppen auch gern.
 +
 +
Der Aushang, dass hier die Vollmachten für die Verfassungsbeschwerde unterschrieben werden können, lockte viele Interessierte in den Laden. Manchmal ergab sich darüber hinaus auch ein Gespräch.
 +
Es zeigte sich, dass die Leute sehr unterschiedlich betroffen sind. Menschen, die irgendwo schon einmal durch's Netz gefallen sind, sind besonders kritisch und sehen die Vorratsdatenspeicherung im Zusammenhang mit anderen gesellschaftlichen Veränderungen.
 +
 +
In der ersten Woche waren alle sehr engagiert, da wurde sogar eine fette Erkältung ignoriert. Später ließ der Enthusiasmus doch nach, was die Selbstausbeutung der verbliebenen Leute bedeutete.
 +
 +
Nach geplanten 14 Tagen kam die Nachricht "Verlängerung", Freude, aber auch die Erkenntnis, dass wir zu zweit die langen Öffnungszeiten nicht halten können. Gekürzt wurde am Vormittag, da die Leute eher am Abend kamen.
 +
Nun mussten Vollmachten nachgedruckt werden; die Flyer waren alle verteilt, so dass wir spontan die 5-Minuten-Informationen in Papier-Form brachten.
 +
 +
Spannend waren die Besuche von Journalisten und einem Kamera-Team. Belustigt war ich über das Ansinnen der Jusos bei uns Info-Material auslegen zu wollen, was am vorletzten Tag aber nicht mehr viel Sinn gemacht hätte.
 +
Die für mich interessantesten Gespräche waren die mit einem jungen Dänen und einem jungen Belgier, zeigten sie doch, dass die Vorratsdatenspeicherung ein europäisches Thema ist.
 +
 +
Während das Einrichten und Dekorieren richtig Spaß gemacht hatte, war das Ausräumen (nicht nur wegen des damit verbundenen Putzens) die unangenehmste Erfahrung.
 +
 +
 +
Enttäuschungen: Referenten versetzen uns, Aufgaben bleiben liegen, einen Abend muss ich vorzeitig abschließen, weil ich allein dann doch keine Lust auf alkoholisierte Massen habe.
 +
 +
Positive Erfahrungen: Man kann in der Gruppe arbeiten, Ideen können zeitnah umgesetzt werden. Vieles ist zwangloser als beim OG-Treffen, dadurch oft kreativer.
 +
 +
Vermisst wurden: Eine Telefon-Flatrate, warmes Wasser und ein Garderobenständer
 +
 +
Mein Fazit: Ohne eine zuverlässige(!) Gruppe von 6 Leuten wird so etwas unter wirtschaftlichen Voraussetzungen kaum möglich sein. Mein Traum wäre es, einen neuen Laden unter ähnlichen Bedingungen aufzuziehen. Da ich aber nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfüge und einige Teilnehmer des Experiments andere Interessen verfolgen, wird es wohl ein Traum bleiben.
 +
 +
  
 
[[Kategorie:Veranstaltung]]
 
[[Kategorie:Veranstaltung]]

Version vom 3. Januar 2008, 12:41 Uhr

Der Kleine Überwachungsladen
Der Kleine Überwachungsladen
Adresse: Simon-Dach-Straße 35, 10245 Berlin
Öffnungszeiten:
01.-25.11. 2007,
Mo-Fr ab 15:00 Uhr,
Sa u. So ab 11:00 Uhr
E-Mail: <enkode>iKontor@t-online.de</enkode>

Der Kleine Überwachungsladen befand sich vom 1. bis 25. November 2007 in den Räumen der Galerie 35 (Simon-Dach-Str. 35) in Friedrichshain. (Stadtplan). In dieser Zeit entstand dort ein temporärer Aktionsraum rund um das Thema Freiheit und Überwachung, wo Infomaterial zur Verfügung stand, über Aktionen informiert und eine Kommunikationsplattform gebildet wurde, Raum für Kunstinstallationen zum Thema geboten und Workshops veranstaltet wurden. Jeder war eingeladen vorbeizuschauen, sich zu informieren und aktiv mitzuwirken.
Aktuell suchen wir nach einer neuen Räumlichkeit.

Projekte

Infomaterial

Sämtliches verfügbares Informationsmaterial wie Flyer zum Thema Überwachung und Informationsfreiheit, sowie Formulare zur Sammelklage, findet die Möglichkeit ausgelegt und verteilt zu werden. Ebenso können T-Shirts und die CD gegen eine Spende erworben werden. Parteispezifisches Material ist allerdings unerwünscht.

Installationen

  • Inhalt einer weiteren Installation wird die kürzlich veröffentlichte Studie über Videoüberwachung der BVG sein.

Workshops

Schäublonen- und T-Shirt-Workshop

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Die Miniaturansicht konnte nicht am vorgesehenen Ort gespeichert werden
T-Shirt- und Buttonproduktion

In offener Runde basteln wir Stasi-2.0-Sprühschablonen und bedrucken damit T-Shirts. Materialien liegen vor Ort, bringt gerne auch eure eigenen T-Shirts zum Bedrucken mit. Neben den regulären Terminen kann selbstverständlich auch zu anderen Zeiten das vorliegende Material zum Basteln verwendet werden. Die fertigen Schablonen können kostenlos mitgenommen und verteilt werden. T-Shirts und Buttons werden gegen Spenden vergeben.
Also: Vorbeikommen, mithelfen, Käffchen trinken!

Termine:

  • Sa, 3.11. ab 16:00 Uhr
  • Do, 8.11. ab 16:00 Uhr
  • Sa, 10.11. ab 15:00 Uhr
  • So, 11.11. ab 15:00 Uhr
  • So, 18.11. ab 16:00 Uhr

Workshop zum Thema "Sicherheit im Netz" - Verschlüsselung für Anfänger

Mittwoch den 7. November, 17:00 Uhr und Mittwoch den 14. November, 18:00 Uhr findet ein Workshop zum Thema E-Mail, Online- und Festplattenverschlüsselung für Anfänger mit Frage- und Diskussionsrunde statt. (siehe: Sicherheit im Netz - Verschlüsselung für Anfänger)
Themenvorschläge, Fragen und sonstiges bitte an bine-at-chaostreff-punkt-org.

Linux-Installation

Am Mittwoch den 21.11. um 18:00 Uhr arbeiten wir gemeinsam an der Installation des freien Betriebssystems Linux an Hand der Distribution Ubuntu. Ziele der Veranstaltung sind sowohl mitgebrachte Computer praxisorientiert einzurichten als auch einen theoretischen Einblick in den Installationsablauf zu vermitteln.

Filmabende

An mehreren Abenden zeigen wir verschiedene Spielfilme und Dokumentationen zum Thema Überwachung und Datenschutz. Eintritt natürlich frei.

Termine:
Auf Nummer sicher (Spielflim, 2007), Alltag Überwachung (Dokumentation)

  • Fr, 9.11., 20:00 Uhr Fällt aus!
  • So, 11.11., 20:00 Uhr
  • Di, 13.11., 20:00 Uhr

Dokumentarfilmfreihe zum Thema Überwachung

  • Di, 20.11., 20:00 Uhr

Infoveranstaltung zur Cybercrime Convention

Do, 22.11., 20:00 Uhr
Vortrag mit anschließender Diskussionsrunde
Im Rahmen der internationalen Cybercrime Convention sollen Polizei und Geheimdienste von 52 Staaten Erkenntnisse austauschen und grenzüberschreitend ermitteln dürfen. Dies schließt den Zugriff auf die pivatesten Kommunikationdaten aller Bürger der betroffenen Länder ein.

Ortsgruppentreffen

Da in dem Raum W-Lan verfügbar ist, es nebenan einen Spätkauf gibt und zahlreiche Essensmöglichkeiten, ist die Galerie sehr gut geeignet für die Treffen der Berliner Ortsgruppe des Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung.

Termine:
jeweils montags 19:00 Uhr

  • 5.11.
  • 12.11.
  • 19.11.

Kameraspaziergang Friedrichshain

Am 16. November findet der Kameraspaziergang Friedrichshain des Seminars für angewandte Unsicherheit www.sau.net.ms statt.

16. November 2007, 16 Uhr
Treffpunkt: Galerie 35,
Simon-Dach-Straße 35, 10245 Berlin
Weblink

Programmübersicht

Täglich Mo-Fr ab 15:00 Uhr, Sa u. So ab 11:00 Uhr: offene Tür

Datum Zeit Veranstaltung
Sa, 3.11. ab 16:00 Uhr Schäublonen- und T-Shirt-Workshop
So, 4.11. 14:00 Uhr Aktivistentreffen zur Demovorbereitung, Stasi-2.0-Button-Workshop, Infostand mit Glühwein
Mo, 5.11. 19:00 Uhr Ortsgruppentreffen des Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung
Di, 6.11. ganztägig geschlossen wegen der Demonstration gegen die Vorratsdatenpeicherung
Mi, 7.11. 17:00 Uhr Sicherheit im Netz - Verschlüsselung für Anfänger (Sicheres Benutzen von E-Mail, Internet, Festplatten)
Do, 8.11. ab 16:00 Uhr Schäublonen- und T-Shirt-Workshop
Fr, 9.11. 20:00 Uhr Filmabend (Alltag Überwachung, Auf Nummer sicher) Fällt aus!
Sa, 10.11. ab 15:00 Uhr Schäublonen- und T-Shirt-Workshop
So, 11.11. ab 15:00 Uhr Schäublonen- und T-Shirt-Workshop
So, 11.11. 20:00 Uhr Filmabend (Alltag Überwachung, Auf Nummer sicher)
Mo, 12.11. 19:00 Uhr Ortsgruppentreffen des Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung
Di, 13.11. 20:00 Uhr Filmabend (Alltag Überwachung, Auf Nummer sicher)
Mi, 14.11. 18:00 Uhr Sicherheit im Netz - Verschlüsselung für Anfänger (Sicheres Benutzen von E-Mail, Internet, Festplatten)
Do, 15.11. abends Abschlussparty
Fr, 16.11. 16:00 Uhr Kameraspaziergang Friedrichshain
So, 18.11. ab 16:00 Uhr Schäublonen- und T-Shirt-Workshop
Mo, 19.11. 19:00 Uhr Ortsgruppentreffen des Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung
Di, 20.11. 20:00 Uhr Filmabend (Dokumentationsreihe)
Mi, 21.11. 18:00 Uhr Linux-Installation (Theorie- und praxisorientierter Workshop)
Do, 22.11. 20:00 Uhr Infoveranstaltung zur Cybercrime Convention

Eintritt natürlich immer frei.

Bilder

Presse und Medien

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Die Miniaturansicht konnte nicht am vorgesehenen Ort gespeichert werden
Das ZDF im Kleinen Überwachungsladen

Am 8. November war das ZDF im Kleinen Überwachungsladen. Die Reportage wurde einen Tag später während des Beschlusses zur Vorratsdatenspeicherung im ZDF-Mittagsmagazin gesendet.


Links:

Abschlussberichte

  • Abschlussbericht Rana



- Abschlussbericht Rana -


Vom 1. bis zum 25. Dezember 2007 durften wir in einer Galerie vorübergehend den Kleinen Überwachungsladen einrichten. Das Geniale daran war, dass wir hier sozusagen "geschützt" üben konnten, ohne Erfolgszwang. Die Galerie wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Mein Bericht ist unbedingt unter diesem Aspekt zu sehen, da vieles mit finanziellen Verpflichtungen anders hätte laufen müssen.

Die Ausstattung war schnell zusammen: Transparent und Poster, DVD-Player und Fernseher, jeder steuerte etwas bei. Nicht fehlen durften die Schilder der Kunstaktion und später die großen Leuchttransparente.

Die ersten Tage waren geprägt von den Vorbereitungen für die bundesweiten Kundgebungen. Es wurde gewerkelt, diskutiert und gechattet. Es ging zu wie in einem Ameisenhaufen, jeder hatte seine Aufgabe. Da uns Zeit und Leute fehlten, pappte bald ein Zettel "Flyer-Verteiler gesucht" am Fenster. Und wirklich - es kamen Studenten und andere junge Leute und nahmen die Flyer gleich stapelweise mit.

Bald hing auch das Programm im Fenster. Die Workshops kamen besonders gut an, jeder wollte Schäublonen schneiden, T-Shirts bedrucken oder alles über Verschlüsselung erfahren. Die Filmabende waren weniger gut besucht.

In dieser Zeit fanden auch die Ortsgruppen-Treffen im Laden statt. Sie wurden sozusagen "live" in den Chat "übertragen", was nicht nur für die Berliner interessant war. So einen Laden hätten andere Ortsgruppen auch gern.

Der Aushang, dass hier die Vollmachten für die Verfassungsbeschwerde unterschrieben werden können, lockte viele Interessierte in den Laden. Manchmal ergab sich darüber hinaus auch ein Gespräch. Es zeigte sich, dass die Leute sehr unterschiedlich betroffen sind. Menschen, die irgendwo schon einmal durch's Netz gefallen sind, sind besonders kritisch und sehen die Vorratsdatenspeicherung im Zusammenhang mit anderen gesellschaftlichen Veränderungen.

In der ersten Woche waren alle sehr engagiert, da wurde sogar eine fette Erkältung ignoriert. Später ließ der Enthusiasmus doch nach, was die Selbstausbeutung der verbliebenen Leute bedeutete.

Nach geplanten 14 Tagen kam die Nachricht "Verlängerung", Freude, aber auch die Erkenntnis, dass wir zu zweit die langen Öffnungszeiten nicht halten können. Gekürzt wurde am Vormittag, da die Leute eher am Abend kamen. Nun mussten Vollmachten nachgedruckt werden; die Flyer waren alle verteilt, so dass wir spontan die 5-Minuten-Informationen in Papier-Form brachten.

Spannend waren die Besuche von Journalisten und einem Kamera-Team. Belustigt war ich über das Ansinnen der Jusos bei uns Info-Material auslegen zu wollen, was am vorletzten Tag aber nicht mehr viel Sinn gemacht hätte. Die für mich interessantesten Gespräche waren die mit einem jungen Dänen und einem jungen Belgier, zeigten sie doch, dass die Vorratsdatenspeicherung ein europäisches Thema ist.

Während das Einrichten und Dekorieren richtig Spaß gemacht hatte, war das Ausräumen (nicht nur wegen des damit verbundenen Putzens) die unangenehmste Erfahrung.


Enttäuschungen: Referenten versetzen uns, Aufgaben bleiben liegen, einen Abend muss ich vorzeitig abschließen, weil ich allein dann doch keine Lust auf alkoholisierte Massen habe.

Positive Erfahrungen: Man kann in der Gruppe arbeiten, Ideen können zeitnah umgesetzt werden. Vieles ist zwangloser als beim OG-Treffen, dadurch oft kreativer.

Vermisst wurden: Eine Telefon-Flatrate, warmes Wasser und ein Garderobenständer

Mein Fazit: Ohne eine zuverlässige(!) Gruppe von 6 Leuten wird so etwas unter wirtschaftlichen Voraussetzungen kaum möglich sein. Mein Traum wäre es, einen neuen Laden unter ähnlichen Bedingungen aufzuziehen. Da ich aber nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfüge und einige Teilnehmer des Experiments andere Interessen verfolgen, wird es wohl ein Traum bleiben.