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Herzlich willkommen im How-To zum Callshop Meeting!
Toll, dass du deinen Weg hierher gefunden hast. Mit dem How-To wollen wir Allen, die sich überlegen ein eigenes Callshop Meeting zu machen, eine Hilfestellung anbieten. Zudem haben wir einen Bericht über unsere Erfahrungen geschrieben. Um den Arbeitsaufwand möglichst zu reduzieren, haben wir unsere Texte als Vorlagen in das How-To eingefügt. Wir haben optionale Bereiche extra angeführt, mit denen ihr die Aktion weiter ausbauen könnt. Am Ende dieses How-To's wollen wir Bilder, Videos und Berichte von durchgeführten Callshop Meetings sammeln.
Falls ihr Fragen habt, scheut euch nicht uns zu kontaktieren. Am besten auf der Regensburger Mailingliste aber auch gerne unter <enkode>regensburg@vorratsdatenspeicherung.de</enkode>
English version
Die Idee
Wir wollen auf die Evaluierung der europäischen Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung Einfluss nehmen und die Bevölkerung informieren. Das Callshop Meeting ist als dezentrale Offline-Aktionsform eine Möglichkeit zum Europalobbying. Die Aktion deckt zwei Aspekte ab:
a) Bürger-Lobbying per Telefon
b) Öffentlichkeitsarbeit vor Ort
Dies wird erreicht, indem öffentlich und im Beisein der Presse mit den Europaabgeordneten (d.h. den Leuten, die über die Richtlinie abstimmen) telefoniert wird. In dem Gespräch soll den Abgeordneten von Bürgerseite nochmal gezeigt werden, dass dieses Thema für den gemeinen Bürger von Bedeutung ist und man sich von Brüssel eine Abschaffung der Richtlinie oder zumindest eine Umwandlung der Richtlinie als Empfehlung wünscht.
Den interessierten Menschen soll es möglichst leicht gemacht werden, bei den Abgeordneten in Brüssel anzurufen. Sie müssen sich nicht mit der Aufbereitung von Informationen und suchen von Telefonnummern beschäftigen. Zudem wird durch das gemeinschaftliche Telefonieren die Angst vor einem Telefonat mit einem Europaabgeordneten genommen.
Die Hintergründe
Aktueller Anlass ist die Evaluation der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung auf EU-Ebene. Die Veröffentlichung des Evaluierungsberichtes verzögerte sich mehrfach und wurde schließlich auf den 18. April 2011 verschoben. Der vorgelegten Bericht zeigt in mehrerlei Hinsicht die Fehler und Risiken einer Vorratsdatenspeicherung. Die von der EU-Kommission angeführten Statistiken und Einzelfälle belegen die Notwendigkeit einer Erfassung aller Verbindungsdaten nicht, wie der von EDRi und AK Vorrat vorgelegte Schattenbericht zeigt. Es stehen nun weitere wichtige Termine in Sachen Vorratsdatenspeicherung an. Bis Ende 2011 soll der Kommissionsvorschlag zur Änderung der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung vorliegen. Genau jetzt ist also der Zeitpunkt, zu dem die Bürger versuchen müssen, Einfluss auf Europa zu nehmen!
Der Beginn
Team aufbauen
Jeder Anfang ist schwer. Deshalb ist es wichtig, ein Team zu haben. Mitstreiter kannst du z.B. bei den verschiedenen Jugendgruppen der Parteien finden. Diese sind auch durchaus nicht unwichtig, da eine Beteiligung der Europaabgeordneten wahrscheinlicher wird, wenn diese von der eigenen Parteijugend eingeladen werden.
Welche Jugendgruppen der Parteien gibt es vor Ort? z.B. Junge Union (JU), Grüne Jugend (GJ), JungsozialistInnen in der SPD (JuSos), Junge Liberale (JuLis), Piratenpartei oder Linksjugend ('Solid). Natürlich muss man sich nicht auf die Jugendverbände beschränken, dort findet sich allerdings leichter netzpolitische Aktivisten.
Gibt es andere Gruppen vor Ort, die sich engagieren? Zum Beispiel Gewerkschaften, wie ver.di oder IT affine Gruppen wie den Chaos Computer Club und Linux User Groups oder Gruppen die sich für Grundrechte und Menschenrechte einsetzen, z.B. Amnesty International oder Humanistische Union?
Such den Kontakt zu den Gruppen, indem du dich ankündigst (z.B per E-mail bei dem jeweiligen Vorsitzenden) und die Idee auf den lokalen Stammtischen vorstellst. Das sind im besten Fall die Mitstreiter für die Aktion. Sie können die Planung über ihre übergeordneten Vorstände und bei ihren Mitgliedern bekannt machen und eine breitere Masse an Leuten erreichen. Außerdem können so schon potenzielle Teilnehmer über die geplante Aktion informiert werden.
Optional: Es soll für die Abgeordneten interessant erscheinen, bei der Aktion mit zu machen. Das heißt, es ist gut eine breite gesellschaftliche Unterstützung zu haben. Dazu könnt ihr zusätzlich die Schweigepflichtigen Personenkreise und betroffenen Berufsgruppen anschreiben. (z.B. Journalisten, Seelsorger, Anwälte, Ärzte, Psychologen, Richter, Anwälte,...) und sie um die offizielle Unterstützung der Aktion bitten. Eine Textvorlage dazu findet ihr hier.
Treffen ausmachen
Versucht einen regelmäßigen wöchentlichen Termin zu finden und einigt euch auf einen Ort. Wenn es geht, dann bleibt bei einmal verabredeten Strukturen. Lernt euch ein wenig kennen und klärt untereinander ab, wer welche Bereiche am Besten bearbeiten kann und wie ihr in Kontakt bleiben wollt während der Zusammenarbeit (Jabber, Mailingliste, Wiki etc.). Erstellt ruhig auch eine Telefonliste, damit ihr euch auch kurzfristig erreichen könnt.
Die Rahmenbedingungen
Timeline festlegen
- Zeitpunkt des Callshop Meeting: Geeignet sind die Tage, an denen die Ausschüsse und/oder Fraktionen tagen, denn die finden in Brüssel statt, siehe Sitzungskalender.
- Eine Terminwahl sollte mit einem befreundeten Abgeordnetenbüro (Jan Philipp Albrecht, Alexander Alvaro etc.) abgeklärt werden. Diese wissen z.B. wann Mitglieder des Ausschusses für Bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres (LIBE) keine Zeit auf Grund von Sitzungen haben.
- Regelmäßge Treffen: Überlegt euch, wie viele Vorbereitungstreffen ihr einplanen wollt.
Optional: Als Rahmenprogramm bzw. zur Vorbereitung bietet es sich an, einen Workshop/ Miniseminar zum Thema Vorratsdatenspeicherung zu planen. Dort könnt ihr und potentielle Teilnehmer das Wissen zur Vorratsdatenspeicherung vertiefen. Zusätzlich habt ihr so einen Anlass, eine Pressemitteilung mit Hinweis auf die Aktion heraus zu geben. Bei den Freiheitsrednern findet ihr kompetente und engagierte Referenten oder auch entsprechendes Material für eine solche Veranstaltung.
Callshop festlegen
Optimalerweise gibt es ein zentral gelegenes Internetcafe in der Stadt. Es ist natürlich von Vorteil, wenn da eine Menge Leute daran vorbeilaufen, da man mehr Aufmerksamkeit erhält und sich vielleicht auch noch der ein oder andere Passant findet, der am Callshop Meeting teilnehmen will. Während des Callshop Meeting sollte natürlich auch Flugblätter in der Umgebung verteilt werden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich einige Passanten durchaus für einen Anruf in Brüssel Zeit nehmen.
Anmeldung
- Meldet das Callshop Meeting als politische Kundgebung/versammlung an. Dann ist es kein Problem noch einen Stand aufzubauen.
Abgeordnete festlegen
Wer soll angerufen werden? Wir haben die Europaabgeordneten aus unserem Bundesland sowie die Europaabgeordneten der SPD bundesweit kontaktiert. Die SPD-Abgeordneten stellen nach aktueller Wetterlage das Zünglein an der Waage dar, d.h. es hängt vom Wahlverhalten dieses Blocks ab, wie die Evaluierung ausfällt. Interessant sind natürlich auch Zuständige aus den Ausschüssen, wie zum Beispiel Datenschutzbeauftragte von Land und Bund.
Optional: Es macht aber auch durchaus Sinn Abgeordnete zu kontaktieren, die sich bereits gegen die VDS aussprechen. Diese sollten dann bekräftig und gelobt werden. Zudem kann man durch diese sehr gut aktuelle Trends und Hintergrundinformation zu den Abstimmungen bzw. weiteren Schritten im Evaluationsprozess erhalten.
Die Umsetzung
Abgeordnete kontaktieren
Nachdem Abgeordnete herausgesucht wurden, kontaktiert sie und probiert einen Gesprächtermin im Rahmen des Callshop Meetings auszumachen. Wir haben die Emails in 3. Stufen verschickt:
- 1. Stufe: Generelle Anfrage (Text: Anschreiben) Normalerweise bekommt man innerhalb von 3-4 Arbeitstage eine Zu- oder Absage, manche ignorieren es natürlich auch. Es war ganz sinnvoll den Gesprächsleitfaden mit potentiellen Fragen anzuhängen, damit die Abgeordneten bzw. deren Mitarbeiter eine genauere Vorstellung bekamen, wie das Gespräch ablaufen soll. Zudem überzeugt dies die Abgeordneten von der Ernsthaftigkeit der Aktion und nimmt ihm die Angst davor bloßgestellt zu werden.
- 2. Stufe: An alle die Abgesagt oder die Anfrage nicht beantwortet haben, wurde 4 Arbeitstage nach der ersten Email die zweite Welle verschickt. (Text: FollowUp zum Anschreiben)
- 3. Stufe: Wieder an alle die abgesagt oder die Anfrage nicht beantwortet haben, wurde die folgende email (Text: FollowUp zum FollowUp) geschickt.
Generell ist es sinnvoll bei den Kontaktdaten Adresse und eine Kontakttelefonnummer anzugeben. Die Abgeordnetenbüros rufen auch mal gerne bei Interesse an. Zudem wird es passieren, dass ihr an den jeweiligen Fraktionszuständigen verwiesen werdet. Da ist es sinnvoll zu betonen, dass ihr auf die Meinung des einzelnen Abgeordneten Wert legt und nicht auf die Fraktionsmeinung.
Teilnehmer gewinnen
Die wenigsten Teilnehmer werden von der Straße kommen. Es ist sinnvoll, die Hintergründe der Vorratsdatenspeicherung an den Stammtischen zu besprechen und von dort aus die Leute persönlich zu motivieren an der Aktion teilzunehmen. Aufrufe über Mailinglisten, Newsletter und Foren erzielen zu meist schlechte Ergebnisse. Versucht die potentiellen Teilnehmer immer persönlich mit an Board zu holen. Zudem auch noch interessierte Bekannte und Freunde auf die Aktion hinweisen.
Pressearbeit aufteilen
- örtliche und überregionale Presse involvieren
- Pressemitteilungen schreiben und versenden
- Gibt es schon funktionierende Presseverteiler/persönliche Pressekontakte?
- Einladungen zu allen Veranstaltung verfassen
- Und weitmöglichst versenden
- Pressezuständige(n) für die Aktion benennen
Optional:
- Pressefrühstück anbieten
- Powerpoint erstellen, sich vorstellen, die Hintergründe anreißen, die Aktion vorstellen, ggf. Ergebnisse vorherige Callshop Meetings zeigen, usw...Wenn es Zusagen gibt diese erwähnen und die Politiker mit 1-2 Sätzen vorstellen
- Leitfaden Pressefrühstück
- Pressemappen erstellen
- Zeitrahmen aufstellen, weitere Veranstaltungen im Kontext aufführen, Hintergründe ausformulieren, die Aktion ausformulieren, Uterstützer mit Kurzpotrait aufführen.
Telefonate standardisieren
Gesprächsleitfaden den Telefonierenden an die Hand geben. Der Gesprächleitfaden soll kurz nochmal die Hintergründe zur Vorratsdatenspeicherung beinhalten, generelle Fragen und Antwort auf wahrscheinliche Abwimmelungssätze. Gesprächsleitfaden
Überlegt euch, was nach den Telefonaten bei dem Gegenüber hängen bleiben soll, welche "Funken" will man anbringen?
- Schattenbericht von EDRi und AK Vorrat zum Evaluierungsbericht der EU-Kommission.
- 5 min Info zur Vorratsdatenspeicherung link
- Demo "Freiheit statt Angst" am 10. September 2011 in Berlin.
Örtlichkeit gestalten
- Callshop: eine Person betreut die Telefonierenden im Callshop (der Techsupport)
- Infostand:
- Anlaufstelle für Passanten, aber auch für die Teilnehmer
- koordiniert die Anrufe (mit den Abgeordneten vereinbarte Zeiten sollten natürlich möglichst eingehalten werden)
- verteilt CallingCards
- sammelt bearbeitete CallingCards wieder ein
- nimmt Feedback der Teilnehmer entgegen und überprüft ob dieses auf den CallingCards vermerkt ist
- gibt CallingCards und unterstützende Materialien (Gesprächsleitfaden, Kurzinfo) raus
- Banner
- Flyer verteilen
Technik organisieren
Grundsätzlich werden nur Rechner mit Internet, Skype und Headsets benötigt. Die verwendeten Headsets sollten unbedingt vorher getestet werden (Sprachqualität, Mikro und Kopfhörer). Wenn die Gespräche aufgezeichnet werden sollen, kann Callgraph verwendet werden (besteht eigtl. nur aus einer .exe Datei). Skype Gespräche werden damit automatisch aufgenommen. Die Aufnahme über den Windows Sound Mixer hat schlechte Ergebnisse gebracht (das Problem besteht aber vermutlich nicht grundsätzlich). Um Problemen mit den Skypeinstallationen entgegen zu kommen, sollte Skype Portable als Backup auf USB-Sticks zur Verfügung stehen.
Je Skype Account braucht man 11,5 Euro zum aufladen (weniger geht nur mit Skype Business). Der AK-Vorrat Regensburg kann noch 7 Accounts mit ausreichend Guthaben zur Verfügung stellen. Per Kreditkarte kann nur immer ein Konto aufgeladen werden. Deshalb sollte zur Aufladung am besten PayPal oder Giropay verwendent werden.
Die Durchführung
- Termin festlegen
- Abgeordnete anschreiben, 2-3 Wochen vorher damit beginnen
- Pressemittelungen rausschicken, 2 Wochen vor dem Callshop Meeting
- Gruppen einbeziehen
- An den Treffen der Gruppen nochmal Vorratsdatenspeicherung erklären, Thema diskutieren lassen, Leute zum Callshop Meeting nochmal persönlich einladen
- Promotion (Mailinglisten, Flugblätter, Facebook, ...)
- VK Vorrat Mailinglisten (deutsche, regionale Mailinglisten, über die Gruppenmailinglisten schicken. Es war auch sehr sinnvoll während des Callshop Meetings Flugblätter zu verteile. Wir würden empfehlen daher 2 Personen fürs flyern der Passanten einzuplanen.
- Callingcards erstellen (Vorlagen: Media:Callingcard_CM050511_de.pdf (deutsch), Media:Callingcard_CM050511_en.pdf (englisch))
Die Nachbereitung
Nachdem das Callshop Meeting vorbei ist, werden die CallingCards durchgegangen und 2-3 Tage später das Infomaterial (falls erwünscht) an die Abgeordnetenbüros geschickt. Die Zeitspanne ist so gewählt, dass man da nochmal im Zeitzusammenhang auftritt und der Name nochmal auftaucht und gelesen wird.
Es ist ebenfalls sinnvoll, sich die Aufzeichnungen durchzuhören und sich ein paar schöne Zitate der Abgeordneten oder deren Mitarbeiter herauszuziehen. Die lassen sich dann schön in Pressemitteilungen verwenden.
Die Pressemittelung schreiben und herausgeben.
Das How-To mit den neuen Bildern, Videos, Berichten ergänzen und neue Erfahrungen, Hinweise, Tipps, Verbesserungsvorschläge weitergeben.
Materialsammlung
- Mails:
- Pressetexte:
- Flyer, Handouts, ...
- Gesprächsleitfaden für die Teilnehmer und Anzurufenden
- Infoblatt für die Teilnehmer
- Callshop Meeting Flyer (Maifassung v1.0.1): (PDF) (DOCX)
- Handout für Abgeordnetenwatch: (PDF) (DOCX)
- Callingcards: Media:Callingcard_CM050511_de.pdf (deutsch), Media:Callingcard_CM050511_en.pdf (english)
- Skypeaccounts mit Guthaben können von AK Vorrat Regensburg zur Verfügung gestellt werden. Mail an <enkode>regensburg@vorratsdatenspeicherung.de</enkode>